Warum aber streicht K., „morbid“ nach Aussage einer einschlägig hochschulisch diplomierten Fachleutin, gerade jetzt durch solche Gedankengänge? – Wegen Amy Winehouse…
K. hat schon erwähnt, quasi geflissentlich, dass er in gewissem Sinn und Maß ein extrem frühreifer Kunde wäre; außerdem natürlich auch eine „bedeutende Rakete“ nach Oscar Wilde.
Das äußert sich zum Beispiel darin, dass K. erst mit 55+ auf Elvis und Bowie aufmerksam geworden ist; die Hinzuziehung der Gemeindeschwester scheint auch hier nicht vonnöten. Nun aber, Überraschung, hat K. Amy Winehouse entdeckt, bzw. „entdeckt“; gestern Abend auf seinem standes- bzw. lagegemäßen Lotterlager lagernd und mit dem Tablet surfend.
Das ist der Oberhammer, um neuerlich massennahe Ausdrucksweise vorzutäuschen…
Hier fällt K. schon wieder Gustav von Aschenbach ein; alles, was dastehen würde, würde als Trotzdem da stehen, trotz Krankheit, Entbehrung, Leid usw., und Winehouse legt noch eins drauf, eigentlich.
Dann hat K. dieses Bild gefunden und hat zu seiner Verblüffung ein bisschen auf die Tränendrüse gedrückt, wie sein unmittelbar vorgesetzter Vorfahre höchstens 50 Mal formuliert hat; dabei ignorierend, dass er das auch und gerade immer wieder getan hat.
Was hat denn da voll rein geknallt bei K.??? – Nein, K. ist nicht pädo, und er möchte nicht, auch nicht im Unbewussten, Bluessängerin werden; dieses selbst ihn als Zynisten überraschende Erleben dürfte wieder etwas mit Carl Gustav Jungs Anima zu tun haben, zudem es K. ähnlich gegangen ist beim gewahr Werden eines Jugendbildes von Lindsay Lohan. Wie bei den beiden genannten Frauen passiert häufig irgendetwas an dieser Schnittstelle von Kindheit und sogenanntem erwachsen Sein, aber das ist Psychogedöns und kann daher weg, *hüstel*.
Unbewusste Schuldgefühle? – Man hat sozusagen materielle Spuren von Traumatisierungen im Gehirn bis in die vierte Generation gefunden, und zwar bei Nachkommen von Tätern und von Opfern, woran für K. besonders unheimlich erscheint, dass die Formulierung „bis ins vierte Glied“ mindestens 2500 Jahre alt ist.
(… der arme Kerl ist so was von überspannt, der braucht dringend – veganes Gulasch… muaha… das weiß K. doch aber alles schon, zefix… „Der Junge ist doch pfiffig!“, hätte Tante Paula gesagt, wenn es sie gegeben hätte…)
Was aber hat ihr das gesehen Werden durch den Ruhm und die Kohle gebracht? Am Ende die makabre Mitgliedschaft im Klub 27.
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Diese, siehe eben oben, morbiden Erwägungen sind keine latenten Hinweise darauf, dass K. seine Seele dem Herrn zurück geben wolle, vielmehr sich K. seit fast genau 37 Jahren in dieser mindestens seltsamen Zwischenwelt befindet. Zweitens ist er immer einmal wieder erstaunt, und das ist ausdrücklich ohne Ironie, Zynismus, Sarkasmus usw. gesagt, dass er nicht wirklich verbittert ist. Schließlich fragt sich K. immer wieder, ob seine von ihm halbwegs akzeptierte sozusagen Zweitdiagnose „Depression“ zutreffend ist oder ob nicht vielmehr die damit beschriebenen Phänomene angemessene Reaktionen auf dieses Leben wären.
Die korrekte Diagnose lautet übrigens „rezidivierende mittelschwere depressive Episoden“, und diese Diagnose dürfte bereits heilsam wirken, weil man sich durch die Wucht dieser Benennung unwillkürlich aufgewertet fühlt; auch oder gerade im 21. Jahrhundert ist Medizin immer auch Voodoo und Schamanismus.
Allerdings kann K. den Drang nicht unterdrücken, über der Frage zu grübeln, wie es möglich ist, dass sich Episoden über Monate hinziehen, aber das ist betriebswirtschaftlich irrelevant und kann daher ignoriert werden.
Wie gesagt, ist das eines der Grundprobleme der Psychiatrie, dass man Gefahr läuft, einen Boxer als depressiv zu diagnostizieren, weil er sich niedergeschlagen fühlt; eines der Lieblings-Aphorismen aus K.’s eigener Feder bzw. Tastatur, tandaradei.
Das, meine Güte, Oszillieren des K., und auch daher „Ossi“, in diesem Zwischenreich ist jedoch durchaus wahrgenommen worden; konkret von einem Facharzt für Chirurgie, der sich im Haus der ewigen Kindheit weitergebildet hat in Psychotherapie. Der Mann hat K. immer, wenn er geglaubt hat, dass K. es nicht merken würde, unverwandt bis unwirsch von der Seite gemustert.
Womöglich hat dieser nicht mehr nur die Körper, sondern auch die Psyche von Menschen inspizieren wollende Mann sich gefragt, wie K. es aushalten würde in diesem Interregnum, denn dieser Arzt hat sich umgebracht und vorher seinen eigenen Nachruf in die Zeitung gesetzt. Der damalige Vorsteher des Hauses der ewigen Kindheit hat dann dafür gesorgt, dass dergleichen zumindest in Deutschland nicht mehr möglich ist.
Auch hat K. nun wieder einen Superschwarm, bei dem gar nicht mehr die Gefahr besteht, dass was zurück kommen könnte, gnihi. – Lasst dem grauhaarigen Kind mit Brille doch die kleine Freude; der K. tut doch meistens nirgends nie niemandem nichts. Oder so ähnlich…
Soweit wieder das Wort zum Tage aus der Unterschicht, und wie ist K. neuerlich froh, nur ein, vergleiche Dr. Uljanow, schwankender Kleinbürger zu sein.
© Die Ursprungsdatei des Hintergrundbildes des hochwertigen Kommicks ist gemeinfrei.
Ich habe immer noch nicht raus gefunden, wer die beiden Typen sind, männlich-herb, harzig-holzig. - Hast Du da den, *hüstel*,…