Aus dem banalen Alltag eines ferngelenkten Unterschichtlers

Wie oft wurde K. das schon geträumt, dass er in einer Sackgasse steht, vor einer Mauer usw.? Etliche Male hat K. auch die sozusagen Entsprechungen derartiger Träume in dem Bereich zu erkennen geglaubt, über den man sich geeinigt hat, dass er die Realität wäre.

Da war etwa diese Episode, in der K. meinte, seinen Weg abzukürzen, jedoch nicht wusste, dass auf dem Hof, den er zu überqueren versuchte, neuerdings eine Baustelle war, die man eingezäunt hatte. Zu seiner Verblüffung wurde er von einem jungen Bauarbeiter gegrüßt, und zwar ohne jede Ironie usw.

K. hat dieses Erlebnis, denn er spielt den Simulanten, in der Weise gedeutet, dass es um das Erzeugen einer Bindung an einen Job auf dem Bau gegangen wäre. In fast allen seinen Träumen geht es um „Prüfungen“, in denen eine Bindung an einen Job oder eine Person erzeugt werden soll, was unabhängig von der Person des insbesondere für ihn selbst hochwichtigen K. stutzig machen könnte, weil seit Freud die (Wieder-)Befähigung des Klienten zur Arbeit und zur Liebe ein, wenn nicht das Ziel aller Therapie darstellt.

Gestern nun ist K. wieder einmal in der Realität in eine Art Sackgasse geraten, jedenfalls ging es nicht mehr weiter, weil Fußgänger- und Radwege versperrt waren an einer Stelle, die K. beim letzten vorbei Radeln noch als passierbar erlebt hatte.

Genau an der Stelle, an der es nicht mehr weiter ging, war jedoch über das ganze Schaufenster die URL einer Firma geklebt, bei der sich K. schon vor einigen Wochen als Fahrradkurier beworben hatte.

Jetzt hat K. sich insofern merkwürdig verhalten, als er nicht, wie üblich in Träumen und in der Realität, wütend abgedreht ist, weil er die Situation als gemacht empfunden hat, was nach Auffassung konservativer Psychiater und ähnlicher Chemieunternehmer typisch psychotisch wäre. Vielmehr ist K. sozusagen auf das Angebot eingegangen; „I made him an offer he couldn’t refuse“, aharhar.

Merkwürdig, mindestens merkwürdig. Die folgenden Szenen waren relativ entspannt; K. wurde geradezu herein gewunken von einem Mitarbeiter, und der örtliche Chef hat sich K.’s Emailadresse aufgeschrieben und versichert, er würde sich melden. Allerdings hatte K. wieder das unklare Empfinden, dass man nicht recht etwas mit ihm anzufangen wusste, dass man sich zu fragen schien, was dahinter stecken könnte; kurzum, das Übliche, unser Stasi wieder.

(… heule heule heule… jammer jammer jammer…)

Was wird nun passieren? – Die „merkwürdigen“ Erlebnisse gingen nämlich weiter. Eine der Stangen, mit denen das Schutzblech von K.’s Fahrrad an der Vorderradnabe befestigt wird, ist heraus gerutscht, und beim Versuch, den Schaden zu beheben, ist eine der Plastikabdeckungen, etwas größer als eine Ventilkappe, abgesprungen, und natürlich durch ein Gitterrost in den Vorbau eines Kellerfensters.

Zwar hat K. zu seiner Überraschung das Gitterrost abnehmen können und die Plastikkappe im Laub vor dem Kellerfenster gefunden; bei seinem nächsten Reparaturversuch, selbstverständlich ohne geeignetes Werkzeug unternommen, sind dann die Plastikkappen auf beiden Seiten des Vorderrades im hohen Bogen davon geflogen, und K. hat nur noch eine wiedergefunden.

K. ist sich durchaus darüber im Klaren, dass Loriot oder Woody Allen was gemacht hätten aus so was; Situationskomik oder Tragikomik vom Allerunfeinsten, während ihm, K., dergleichen bestenfalls in unverkäuflichen Ansätzen gelingt.

Was wollte die Weltgeistin nun damit mitteilen? – „Wird nichts mit Fahrradkurier; kannste abschmatzen, Alter!“??? – Mal kieken, dann werden wir sehen…

Zunächst begibt sich K. in die Fahrradwerkstatt seines Vertrauens, wo er sich sicher ist, bei der Meisterin Erheiterung zu erzeugen; das ist nämlich eine erfahrene Schrauberin aus Leidenschaft, die das gar nicht gelernt hat, und solche Leutinnen und Leute sind oft die Besten ihres Faches, zum Beispiel auch, was PCs und deren Peripheriegeräte angeht.

„Begibt sich“, weil K. noch gar nicht weiß, ob er radeln kann oder schieben muss. Nein, sie ist nicht rothaarig und K. will nichts von ihr.

So. – Bla.

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