Wie K. seine Pflicht erfüllt

K. hat gestern seine Wahrnehmungen überprüft, indem er sich vergewissert hat, dass es das Haus tatsächlich gibt, in dem er vor nunmehr einigen Wochen die Wohnung besichtigen konnte, die ihm zu seinem anhaltenden Erstaunen zugewiesen wurde; am Montag in fünf Wochen wird er sehr wahrscheinlich wirklich dort einziehen.

Aharhar, lustich. – Manchmal bemerkt K., dass er Schuldgefühle hat; gestern hat er es bemerkt. Er ist durch das Quartier geschnürt, als hätte er was auf dem Kerbholz, dabei wird er die Wohnung ganz offiziell und legal mieten, und so was ist es eben, was Lebensqualität mehr ausmacht als etwa das Monatseinkommen.

Leute wie Loriot oder Woody Allen machen da was draus; K. wirkt, *hüstel*, zuweilen etwas seltsam, aber er weiß sein schmerzliches Martyrium doch immer wieder zu genießen, ach.

Selbstverständlich hatte K. gestern zunächst keinen Zugang zu seiner Kohle, obwohl sie drauf war, und selbstverständlich sind in K., ha, sofort krasse Phantasien abgegangen; die Weltgeistin wollte ihm wieder einmal die Instrumente zeigen, weil der Druck noch nicht reicht, um K. zu rocken, und nun würde er über das lange Wochenende ohne Kohle da sitzen usw.; drinnen bleiben zum reaktionären ersten Mai, sorry.

„Es durchfuhr ihn siedendheiß“, hätte K. geschrieben, diese arrogante Gesäßöffnung, wenn er sich, aus welchen Gründen auch immer, angehalten gefühlt hätte, sich an etwas zu versuchen, das er für eine Parodie auf einen sogenannten Trivialautoren halten würde.

Selbstverständlich war das alles Unfug; ’ne Stunde später durfte K., wie er es gewohnt ist, dicke Bündel Geldscheine am Automaten ziehen, aber er konnte es dennoch und erst recht nicht vermeiden, eine gewisse Erleichterung zu verspüren.

Dann ist K. ein, ohne Einbildung, sehr finster blickender Bürger begegnet, und sofort hat etwas in K., ha, Phantasien generiert etwa des Inhalts, das wäre ein Nachbar gewesen, und der wäre vonnastasi usw.

Selbstverständlich rechnet K. damit, dass er keineswegs zur Ruhe kommt, was ja ohnehin spießig ist, denn es gibt keine Ruhe und es gibt keine Sicherheit, vielmehr das einzige Nest unsere Flügel sind, wie ein Dichter gesagt hat, fast wörtlich.

Das kam auch bereits per Mentalfunk; die Nachbarn wären dies und das usw. Dabei hat K. gar keine direkten Nachbarn; es schließt zwar an seine eine weitere Dachwohnung an, aber die gehört zum Nachbaraufgang.

Was wollte der blockiert bloggende Dichter nun damit sagen?

Seine Klagen über mangelnde Phantasie sind möglicherweise Verdrehungen ins Gegenteil insofern, als er eigentlich ständig (wach-)phantasiert; er packt es „nur“ nicht, was draus zu machen.

Heule heule, jammer jammer, bla bla.

Tach och, nich’…

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