Nett*

K. zieht in eine Wohnung, nicht in M., Hauptversammlungsplatz der Bajuwaren, es könnte Big B gewesen sein, ach ach**, und es ist eine weitläufige und verwinkelte Altbauwohnung mit sehr hohen Räumen, offensichtlich in einem Gründerzeitblock.

K. ist heftig empört, als er an eine Türöffnung kommt, die in die Nachbarwohnung führt, wobei offenbar nicht einmal eine Tür angebracht ist, und er sucht wütend nach dem Wohnungsinhaber, kommt in eine Art Halle, die offensichtlich als Tagesrest an die Villa Erlwein erinnert und in der mehrere Dutzend junge Leute nicht nur renovierend, sondern augenfällig restaurierend zugange sind; einige arbeiten etwa auf hohen Leitern an den Stuckaturen der Decke.

Opa Ron wird jetzt aber richtig böse, hoho; er donnert den Typen zusammen, den er schließlich als den Inhaber oder Mieter oder Bewohner der Nachbarwohnung zu identifizieren vermochte, aber in für K.’s Träume typische Weise verpufft alles, als wäre K. gar nicht da; dieser Effekt nach Bleuler, nach dem man beim Gespräch mit von Störungen des schizoformen Spektrums Betroffenen oft kein Gefühl eines Gegenübers hätte, sinngemäß.

Der junge Mann flüchtet schließlich in einen relativ zu der Halle kleinen Raum und gebärdet sich dort eindeutig in der Weise einer Mitteilung etwa des Inhalts, K. hätte ’n Sprung in der Schüssel.

Das erinnert K. an eine Episode im Haus der ewigen Kindheit. K., der damals noch geraucht hat, und zwar nachher 100 Lullen am Tag, was ihm mittlerweile selbst derart unglaublich erscheint, dass er versteht, wenn er wieder einmal unglaubwürdig wirkt, hat vor dem damaligen Haupteingang gestanden und Eine rein gezogen, inhalierender Weise.

Zwei, Alter, coole Bräute, scheiß Macho, erschienen vor dem Haus, und eine stieg die Treppe zum Eingang hinauf und passierte diesen freundlich grüßend. Nur wenige Augenblicke später kam sie geradezu heraus gestürzt, packte ihre Begleiterin und äußerte leicht histrionisch: „Dis is‘ ’ne Klapse, dis is‘ ’ne Klapse!“

Warum hat K. sich diese Episode gemerkt? – Nun, er sieht sich, im Unbewussten, zu dem er wieder gar keinen Zugang hat, furchtbar, als Nachfolger von Hm Hm Hm sowie überhaupt als oberleitender Chefarzt usw. usf.

Nach diesem Geplänkel nun der Versuch, ernsthaft zu werden, *hüstel*.

Diese Short-Short-Story hat sich im XXI. Jahrhundert abgespielt, nicht im XVIII. Zudem und vor allem zeigt sie wieder einmal in sozusagen Fokussierung auf scheinbar Banales die seltsam dialektische Neigung der rezenten Hominiden auf dem dritten Planeten des Systems, alles, was mit der Ebene zu tun hat, die den Menschen als Menschen ausmacht, die des Psychogedöns, zu verdrängen, abzuwerten, auszublenden, ins Lächerliche ziehen zu wollen usw., und dabei nicht zu berücksichtigen, dass das Unbewusste die meist als unangenehm empfundene Eigenart hat, durch Verdrängung meist stärker wirksam zu werden.

Oder so ähnlich. – Soweit wieder das Wort zum Tage aus der Unterschicht, tandaradei!

***

Hier aber noch eine kleine Portion Narziss-Mus, die in dieser unserer dynamischen Postmoderne da draußen ganz gut ankommen könnte.

Diese Aufnahme ist vom 09.02.2002, als K. noch keine hoffnungsvolle Zukunft hinter sich hatte, und zeigt einen Charakterkopf, wie der damalige Vorsteher des Hauses der ewigen Kindheit formuliert hat.

‚Nun ja…‘ denkt es seitdem in K., insofern man ‚Nun ja…‘ denken kann, aber das ist halt dichterische Freiheit usw., *hüstel*, und K. erwägt seitdem immer einmal wieder, als Helm-Modell in einer Uniformfabrik anzufangen, nochmals *hüstel*.

Übrigens war K. markentreu, indem er, wenn es sich hat machen lassen oder so ähnlich, nur Marlboro geraucht hat; falls das jemanden interessiert, wie H. Caulfield gesagt hätte, im Roggen am Abhang usw.

Bla.

** Der K., angehalten, sich kurz zu fassen, bemüht sich nach wie vor und immer wieder, diesen freundlichen Aufforderungen zu folgen.
** Sehr frei nach Loriot.

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4 Antworten zu Nett*

  1. Herr Ösi sagt:

    Um 2002 hätte man in D vermutlich noch einen Marlboro Mann benötigt…

    Das waren noch Zeiten…

    • Herr Koske sagt:

      Und vor allem die Preise! Das waren mal 3.20 oder so…

      • Herr Ösi sagt:

        Jetzt raucht man nicht mehr und stirbt gesünder…

        Geschäftsidee…!!!

        GESÜNDER STERBEN als Ergänzung zur Zeitschrift SCHÖNER WOHNEN…

        (jetzt im Bundle, wie es neumodisch heißt)

        • Herr Koske sagt:

          Ja, als Familienpackung, in der beliebten Farbe metallic Tschitscheringrün…

          (… lass Dich sich nicht von der Morbidität des K. anstecken… genieße lieber wieder fernöstliche Inselwelten [bevor sie absaufen; siehste, schon wieder morbid]…)

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