Nur kulturelle Umrahmung, nicht mit
dem Text, Alter, korrelierend. (Quelle)
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Im ersten Traum, oder besser gesagt, im ersten Traum, an den K. sich erinnern kann, versucht er im hinteren Teil eines Busses einen kleinen Jungen in der Weise auf einen Sitz „zu klemmen“, dass K. noch mit auf den Sitz passt. Den kleinen Jungen als inneres Kind zu identifizieren, bedarf es keiner mentalgymnastischen Übungen mit Anna Lyse auf der Freudvollen Couch, zumal ein junger Mann auf dem Sitz davor sich zu K. umdreht, ihm einen schwarzen Plastikhefter zeigt und K. auffordert, eine angefangene Geschichte entweder weiter zu schreiben oder vorzulesen. K. weigert sich; jeder Kommentar erübrigt sich, insbesondere einer zu der Frage, ob die Prüfung bestanden wäre.
Ganz selten vermag K. Tagesreste in seinen Träumen auszumachen; in diesem Traum sind sie eindeutig. In der Plastikmappe hat K. gestern die geforderten Unterlagen für die Wohnungsbewerbung nach Berg am Laim getragen, dem kleinsten Stadtbezirk von M, Hauptversammlungsplatz der Bajuwaren, der insbesondere in dem Quartier, in dem K. nun zum dritten Mal für eine Wohnung benannt wurde, deutlich dieses weitläufig Parkartige hat, das K. aus dem völlig zu Recht denkmalgeschützten Neustadtteil von Hütte kennt. K. erlaubt sich jedoch die ungeheuerliche Anmerkung, und die hat nichts mit Ostalgie zu tun, dass Hütte noch besser ist. Garstige Hobbitse, garstige Hobbitse…
Zudem ist die Bezeichnung „geforderte Unterlagen“ insofern unsinnig, als K. nicht dermaßen abgedreht ist, dass er zu derartigen Höhepunkten seines abenteuerlichen Präsenioren-Lebens mit Option auf Senil-Konfusion (Morbus Olsen) mit nicht geforderten Unterlagen erscheinen würde. K. erwähnt dies, um neuerlich zu zeigen, dass seine Wahrnehmung zumindest zuweilen adäquat sein dürfte; die raumzeitliche Orientierung des Klienten scheint im Rahmen altersbedingter Einschränkungen befriedigend bis ausreichend, wie die Nachtschwester, rothaarig angenehm, ins Stationstagebuch notieren könnte.
Schließlich hat K., wie seit etwa 1978 viele Dutzend Male, nach schwungvollem Einstieg, *hüstel*, den Text ruhen lassen, d. h., an seinem neuen Romanentwurf nicht weiter geschrieben, in dem er übrigens die in den „Lebensreportagen“ gesammelten Geschichten nicht in den Plot sozusagen einzupassen versucht, für dessen ausführliche Darlegung in einem Handlungsplan er von seinem Tutor des Fernkurses gelobt wurde, vielmehr K. ein neuer Plot gekommen ist, von dem er hier aber nicht redet.
Hier wirkt wieder das Tonio-Kröger-Syndrom, nicht wahr, nach dem, was ausgesprochen, erledigt ist, heule heule.
„Manchmal hat der Junge seinen Stolz!“, hätte Tante Paula gesagt, wenn es sie gegeben hätte.
Um diesen Text dürfte es sich in dem Traum gehandelt haben; da K. jedoch jede Gelegenheit nutzt, Widerstand gegen den Budenzauber zu leisten, wird er weiterhin den Text ruhen lassen, ällabätsch. K. hat schließlich alle Zeit der Welt; seine Körper ist erst 61, bla.
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Im zweiten Traum, oder besser gesagt, im zweiten Traum, an den K. sich erinnern kann, geht es zur Sache. Möglicherweise war der die Prüfung für den Job als Fahrradkurier, wobei K. im Traum keine Pillen, Pasten und Tinkturen transportiert hat, aber er denkt in der sogenannten Realität immer wieder daran, bzw. etwas denkt in ihm, denn er macht nichts außer immer das, was er gegessen und getrunken hat, es vielleicht doch auch noch bei den Marktführern zu versuchen, mit’m Radl da, tandaradei.
K. transportiert Stiegen mit Äpfeln, was eigentlich schwer oder gar nicht geht mit einem normalen Rad, aber K. hat schon im Traum den Eindruck, dass An- und Umbauten vorgenommen wurden. Er ist den Weg schon einmal ohne Last gefahren, sozusagen zur Probe; einen Kiesweg wohl zwischen Gärten, an dessen Ende ein Wohnblock mit Läden im Parterre steht, die über einen geräumigen Kellergang beliefert werden.
Jetzt wird es ernst. K. hat dieses Obst zu liefern und wird begleitet von einem blonden, etwa 12 Jahre alten Mädchen, das auf einem bunten Rad neben K. fährt und die bisher stärkste von K. im Traum erlebte Verkörperung des inneren Kindes und zugleich von C. G. Jungs Anima sein dürfte. Das zeigt sich vor allem darin, dass sie etwas positiv Antreibendes hat; sie schnattert dermaßen, dass K., was wirklich überraschen muss, sogar im Traum immer wieder sprachlos ist, und dies allerdings vor allem deshalb, weil er insgeheim empört ist, nicht selbst schnattern zu können.
K. ahnt zumindest, wer mit dem Mädchen gemeint sein könnte, aber das behält er für sich, siehe eben oben, Tante Paula. Als Prophylaxe gegen das Schwingen mit der Pädo-Keule hier jedoch noch der Hinweis, dass, sollte die Ahnung K.’s zutreffen, wieder einmal, denn das hat K. schon unzählige Male erlebt, im Traum eine Person in dem Alter erscheint, in dem K. sie zum letzten Mal in dem Bereich erlebt hat, über den man sich geeinigt hat, dass er die Realität wäre. Heute wäre die Personin 58, wenn K. richtig gerechnet hat, was ihm hin und wieder möglich scheint.
Dann packt sie sich hin, und K. hat den nicht unberechtigten Gedanken, dass er die Geschichte wohl wieder vermasselt hätte, zumal das Mädchen mit der Wange auf schotterartigen Belag knallt; ein sozusagen Standbild des Prüfungstraumfilms zeigt das Mädchen mit verzerrtem Gesicht auf diesem Untergrund liegend.
Es scheint jedoch nichts passiert; das Mädchen steigt ohne jede Beeinträchtigung wieder aufs Rad. Dennoch hat K., aus unguter Erfahrung unklug, schon im Traum das Gefühl, dass er bereits nicht bestanden hätte; seine Reaktionen haben gewissermaßen nicht dem Drehbuch entsprochen.
Hier wiederholt sich zum -zigsten Male die reale Situation des K. in seiner Kindheit, in der sich sein unmittelbar vorgesetzter Vorfahre immer wieder gebärdet hat, als hätte K. quasi seinen Text üben können, was aber nie der Fall, vielmehr das Drehbuch nur im Kopf des Vaters war. Das sind die im Leben wichtigen Erlebnisse und Bedingungen, nicht das Monatseinkommen oder die Lebensmittelpreise.
(… K. muss kurz innehalten, um die Knutschflecken vom Spiegel zu wischen… „Der Junge ist doch aber pfiffig!“, wie Tante Paula gesagt, wenn es sie gegeben hätte…)
Die eigentliche Prüfung aber kommt am Ende des Traumweges. Dort ist jetzt im Gegensatz zur Probefahrt eine Baugrube vor dem Wohnblock, mit gemauerten Kellerwänden und Bretterstegen darüber, die man mit einigem Geschick auch mit einem beladenem Rad passieren könnte.
Die Handlung macht jetzt einen Sprung; K. steht plötzlich vor einem der Eingänge zu den Kellergewölben an den Giebeln des Blocks, hat demnach offenbar diese Brettersteige erfolgreich genutzt, aber dennoch und erst recht wäre „zu früh gefreut“ eine beinahe verniedlichende Formulierung. Diese Kellergewölbe sind jetzt ebenfalls zugemauert, und zwar in der Weise, wie K. es bereits an der Baugrube gesehen hat; es sind mit weißen Hohlblocksteinen Souterrainräume oder Abstellräume oder Kellerabteile gemauert worden, in die K. von oben hinein sehen kann.
Daher befindet sich der Laden, in dessen Keller K. das Obst liefern soll oder muss, nunmehr hinter einem halben Dutzend derartiger Räume aus Wänden ohne Durchgänge. K. ahnt schon, dass er es jetzt vermasselt hat; er gelangt in der Tat auch außen rum nicht zu dem von ihn zu beliefernden Geschäft, d. h., auf dem Gehweg zur Ladentür, vielmehr der Weg dorthin versperrt ist durch einen riesigen Lastenanhänger, der von drei oder vier Arbeitern be- oder entladen wird.
Allerdings vermag K. mit den Männern etliche vernünftige Sätze zu wechseln und wird nicht gleich quasi unsichtbar und vor allem unhörbar, wie er es in unzähligen Gesprächen bzw. „Gesprächen“ in hunderten Träumen erleben musste. Aber das bringt nichts, denn K. hat ganz offensichtlich nicht bestanden, die Aufgabe nicht erledigt, das Rätsel nicht gelöst usw. Zudem ist das Mädchen spurlos verschwunden.
Und ewig murmeln Bataillone von Murmeltieren…
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Warum schreibt K. so was auf? Was soll das? Selbst, wenn jemand, der dergleichen liest, ihm glauben würde, wäre er nicht in der Lage, K. aus dem Budenzauber heraus zu helfen, denn wie soll das gehen?
(… sooo süüüß…)
Ja, Herr K. hat sich wieder in halbwegs gesellschaftskonformer Weise entladen, auch gut; es wurde keine Witwe gegrillt, die Schenkelchen schön knusprig, njamm njamm, und dieser Beitrag hat hier bereits 1256 Wörter, aber K. kann sich dafür nich‘ mal ’n Lutscher kaufen, heule heule.
Boing! Boing!
Wer ist da noch aus Obstschalen, wenn er Klangschalen klingen hört…?
(… ich finde es zuweilen erstaunlich, dass überhaupt jemand auf mein Geblödel eingeht… aber ich muss textieren, sonst geht es mir ungut… ich bitte um diskrete Anteilnahme…)
Symptomfreies Wochenende, nicht wahr!