Es ist jetzt kurz nach halb zwei am Morgen, und da gewisse Areale seines Neocortex das dringende Bedürfnis anmelden, ein bisschen rum zu machen, grübelnder Weise, gefällt sich K. in der Rolle des Klügeren, der nachgibt, und tastet in die Tasten der virtuellen Tastatur seines Tablets, auf seinem Lotterlager lümmelnd, um seiner völlig zu Recht zahlreichen Nichtleserschaft einige mäandernd girlandierende Wortketten zu präsentieren.
Am 3. September 1984 war eigentlich schon eindeutig, was K. gesucht hat im Freudeskreis Anna Lyse.
Obwohl er über eine Dreiviertelstunde vor dem Zeitpunkt am Haltepunkt Berlin-Hirschgarten angekommen war, zu dem er hätte ankommen müssen, um rechtzeitig in der stationären Abteilung des, höhöhö, Beklopptenvereins einzutreffen, hat er sich hoffnungslos verlaufen.
K. wurde dabei zudem immer stinkiger, weil er zumindest geahnt hat, dass dieses weitläufige Haken schlagen und als eine Art Satellit die Zieladresse umkreisen etwas mit dem Unbewussten zu tun haben dürfte, über das K. durchaus verfügt hat, weil den Weg zu den bewussten Teilen der siegreichen Arbeiterklasse nicht gefunden.
Dann war K. fassungslos beim Anblick der Bölschestraße in Friedrichshagen, die als Überbleibsel der alten Gesellschaft im Zerfall besonders prächtig gewirkt hat und, wie K. nachher feststellen konnte, beileibe nicht nur auf ihn.
Schließlich hat K. dann doch die alte Villa auf dem riesigen Grundstück in der Wißlerstraße 19 gefunden, eine Viertelstunde nach dem vereinbarten Termin.
Sein erster Gedanke war in etwa, das wäre hier ’ne Kulisse für die Verfilmung von Alexej Tolstois „Leidensweg“, und der zweite Gedanke lautete sinngemäß, das Haus wäre wie in „Buddenbrooks“, sogar mit den weißlackierten Geländern und den weißlackierten Schränken in den Zwischengeschossen.
K. hat die Gedanken jedoch nicht ausgesprochen, und wahrscheinlich konnte er es zu dieser Zeit gar nicht. Diese Verbalisierung emotionalen Inhalts aber, als Bestandteil der nachweislich wirkenden therapeutischen Trias, hätte K. Antworten auf die in der Headline gestellte Frage ermöglicht.
Diese Verbalisierung emotionalen Inhalts kennt jeder; sie wird seit Jahrhunderten von Schriftstellern betrieben, tandaradei.
Auf diese Frage in der Headline gibt es für K. drei Antworten. Erstens wollte er raus aus der Spur, was in einem Soziotop sehr schwer sein musste, das bestimmt wurde durch den Versuch von Millionen Traumatisierten, sich einzurichten und still zu halten.
Zweitens hat K. den Anschluss gesucht an eine brutal abgebrochene kontinuierliche Entwicklung vor dem nach Thomas Mann „Fallen des Vorhangs“; ein völlig unbewusster Antrieb, der schmerzhaft lächerlich war, weil völlig illusionär.
Schließlich drittens wollte K., und dieser Wunsch war am meisten verdrängt, endlich eine richtige Kindheit erleben und in einem richtigen Zuhause landen.
Es klingt fast etwas zynisch zu sagen, dass dieser dritte Antrieb zu einem Zeitpunkt wirksam wurde, als K. gar nichts wusste und auch nichts wissen konnte von nachholender Ich-Entwicklung, dynamische Psychiatrie, oder Reparenting, Schematherapie, als Beispiele.
Am letzten Tag seines Aufenthaltes im Hirschkindergarten hat K. bemerkt, dass sich einige junge Therapeuten amüsiert haben über K.’s Trennungswiderstand, weil K. gar nicht mehr weg und das Gelände nicht verlassen wollte.
Sooo süüüß! Unser ewiges Kind, ts ts ts…
Jetzt ist es halb drei und K. macht, nun schon zur Tradition geworden, was Penner halt machen, pennen, höhö.
Häff fann usw.!
Gnihi. - Nee, der is' ein sehr ruhiger Bürger, der Nachbar, was man auch verstehen kann, denn er hat eine…