The boxer is a rock in the sounds of silence?

K. sitzt, is‘ ’n Traum, in einem voll besetzten Hörsaal oder Lehrkabinett oder dergleichen, wobei er „dergleichen“ zugegebenermaßen sagt, weil ihm nichts weiter einfällt, und vor ihm sitzt Paul Simon, und zwar als ganz junger Mann, noch vor dem großen Hype mit dem Master der Mathematik als Wahlbruder; passt schon, Musik ist immer auch ein bisschen Mathematik.

Ja, K. ist neidisch und eifersüchtig, nicht nur im Unbewussten, denn er pflegt sogar seine potentiellen Wahlschwestern zu vergraulen und will dann auch noch bemitleidet werden.

Zudem auch hier wieder in sehr typischer und auch für den beklopptenmedizinischen Laien einleuchtender Weise die narzisstischen Anteile der Persönlichkeitsstruktur des K. deutlich werden; der Klient fühlt sich arroganter und überheblicher Weise erhaben über die Integration in für ihn adäquate Gruppen, da er sich insgeheim mit Prominenten verbandelt fühlt.

(… wir danken auch hier wieder Frau Dr. Anna Lyse für die noch gar nicht erfolgte Rückmeldung und wünschen weiterhin viel Freud auf der Couch…)

Dann kommt der sozusagen gegenwärtige Simon, der, wie man sagen darf, ohne gleich wieder latent antisemitisch zu sein, nicht mehr ganz so elastisch ist, und streicht seinem vor K. sitzenden etwa 20jährigem früheren Ich über den Kopf, und im Saal kommt minutenlang anhaltendes stürmisches Gelächter auf, wie ein Parlamentsreporter früher geschrieben hätte.

(… nein, K. möchte nicht Parlamentsreporter werden, auch nicht im Unbewussten… thx, folks…)

Zu seiner eigenen Überraschung, nicht ironisch oder gar sarkastisch gemeint, wird jedoch K. gleichfalls von Lachen geschüttelt; er grinst nicht möchte gern intellektuell ätzend-zersetzend, sondern lacht aus vollem Halse, kraftvoll und dynamisch, d. h., er fügt sich sozusagen wie selbstverständlich in die, igitt, Gruppenaktion ein, *hüstel*.

War ein Traum, aber so was war echt noch nicht in diesen tausenden Träumen des sinisteren K., die seltsam zu nennen zynische Verniedlichung darstellen dürfte. Was wollte die Göttin damit sagen? Nichts Genaues weiß man nicht, doch wir bleiben dran.

Das mit dem den Kopf klopfen ist eines der Schlüsselerlebnisse des K., was darauf hindeuten könnte, dass Simon, igitt, für jemanden steht, hier halt für Herrn K., trallala.

Viele Male ist sein unmittelbar vorgesetzter Vorfahre ins Zimmer gekommen, hat melancholisch „Ach ja…“ und „Ja ja…“ und dergleichen kämpferische Parolen mehr geseufzt und K. halb ironisch, halb liebevoll den Kopf geklopft, rrrrr, wuff.

Jedes Mal hat K. nicht nur bemerkt, dass damit seine Anspannung weg war, „Du darfst hier stundenlang lesen, ich erteile Dir hiermit neuerlich den Segen der allgemeinen Anwesenheitsberechtigung!“, sondern K. hat überhaupt wahrgenommen, dass er unter Spannung war. Der Klient hatte schon immer sehr wenig Zugang zu seinem Unbewussten, furchtbar.

Ja, war nich‘ alles schlecht; das makaber Blöde war nur, dass dieselben Hände auch kraftvoll-dynamisch geprügelt haben und oft nicht klar war, wann alles kippen würde. Es handelte sich jedoch um Überbleibsel der alten Gesellschaft, die wir im Zuge der gesetzmäßigen Entwicklung fast beinahe ein bisschen überwunden hätten, und wenn wir nicht gestorben sind, überwinden wir immer noch.

(… der soll sich nich‘ so haben, dieses bürgerlich durchseuchte Weichei… hat noch niemandem geschadet, Zitat Fred K., „windelweich gedroschen“ zu werden… hart, aber herzlich, he he… unsere Jungs, Arbeiter-Jungs… andere sind auch was geworden, und die wurden härter ran genommen… tutawiedaso, als wärn die Alten an Allem schuld, der Nichtsnutz… halbes Jahr Tagebau und aus ist mit Fühlosophie, höhöhö*… wer sein Kind liebt, der züchtigt es, hähähä… da waren Nossinnunnossn schier plötzlich erstaunlich bibelfest… ja, auch der Humor kommt nicht zu kurz…)

Selbstverständlich kommt dann auch sofort sozusagen die Retourkutsche. In einem Raum mit Stockbetten aus Eisengestängen belegt K. ein unteres Bett, und er muss feststellen, dass jemand geradezu aggressiv unter seinem Kissen und in seinen Nachtschränkchen hantiert.

K. versucht den Mann, der ihn schon im Traum an jemanden erinnert, der ihm auch im Wachen nicht einfällt, zunächst zur Rede zu stellen, wird dann aber handgreiflich und drischt schließlich den Schädel des wüst wühlenden Bürgers gegen die Wand, als wolle er mit ihm einen Nagel einschlagen.

Wie süüüß! Haben wir da, Herr K., etwa wieder die Aggressionen, zu denen wir im Wachzustand keinen Zugang zu haben vorgeben, weil wir klein und im Herzen rein zu sein meinen? Oder so ähnlich?

Jetzt passiert etwas in K.’s Träumen bzw. „Träumen“ überaus oft Abgelaufenes; es scheint plötzlich deutlich, als wäre das Ganze eine Inszenierung und der Regisseur hätte eben „Cute!“ gerufen. Eigentlich müsste der Mann, der in K.’s Sachen herum wühlt, blutüberströmt und ohnmächtig sein, nachdem K. seinen Schädel Dutzende Male gegen die Wand gedroschen hat, aber er blutet nicht einmal und grinst; alles nur geträumt sogar im Traum.

Einer der unheimlichsten Eigenheiten dieser Träume; K. agiert, hantiert, lamentiert, bramarbasiert usw. heftig, aber es ist, als hätte er gar nichts getan und nichts gesagt und wäre quasi gar nicht da oder unsichtbar. Die Frage scheint, wenn nicht angebracht, so doch zulässig, ob K. so was aus dem Bereich kennen würde, über den man sich geeinigt hat, dass er die Realität wäre.

Diesen Effekt, oder wie immer man das Phänomen zu bezeichnen versuchen mag, hat irgendein früher Irrenarzt bereits erwähnt, es könnte Bleuler gewesen sein; hier greift wieder K.’s gefährliche Viertelbildung. Man hätte, so sinngemäß der Irrenarzt, bei von Störungen des schizoformen Spektrums Betroffenen oft das Empfinden, gar kein Gegenüber zu haben, insbesondere beim Versuch eines Gesprächs.

Was wollte die Göttin damit sagen? – K. ist scheinbar gut aufgehoben, es scheint gut zu laufen, im Unbewussten ist er aber längst draußen? Worauf auch die Räumlichkeiten hinzudeuten scheinen, die nicht nur in einer Kaserne, sondern auch in einer Herberge oder dergleichen verortet gewesen sein könnten.

(… K. wollte schon lange einmal das Wort „verortet“ anbringen, weil er es dermaßen bescheuert findet, dass er geradezu vermuten muss, mit seiner Benutzung irgendwie im Trend zu sein… nun hätte K. das Wort benutzt, hiermit, und leises Behagen möchte sich in ihm breit machen; allein, er weiß ihm zu wehren, des seiest Du gewiss, herbe Dame Welt…)

Drauf defäkiert! – Over and out!

* Sozusagen der Gegenbeweis, der keines Kommentars bedarf, okay, keines längeren Kommentars, *hüstel*, wäre hier allerdings Gundermann; der Mann war als Poet ein Philosoph von der Göttin Gnaden, oder so ähnlich. Hähä, Scheiße aber auch… – Wir bitten auch hier die männlich-herb ruppig-derbe Ausdrucksweise des Vortragenden zu entschuldigen, denn er kommt aus dem Osten und die hatten da zu wenig Buchstaben; wir berichteten erst höchstens 32 Mal.

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