(… K. sinniert über die „gärende Hefe“, Zitat Wolf Larsen, *hüstel*…)

Wie gesagt – K. baut ab; immerhin aber hat dieses Kommick mit dem im Folgenden geposteten Posting ein bisschen was zu tun.

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Wenn K. angehalten wäre, ein oder vielleicht das Problem seines Lebens kurz und knapp auf den Punkt bringen zu wollen, könnte er erklären, dass zwei seiner stärksten Erlebnisse als Leser die Lektüre von Jack London und von Thomas Mann wären; einen heftigeren Gegensatz kann man sich in der Weltliteratur kaum vorstellen.

Am Donnerstag der nächsten Woche ist der 147. Geburtstag Jack Londons, und da K. in einem seiner letzten Postings „Martin Eden“ erwähnt hat, geht ihm wieder einmal die, mit Verlaub, beknackte sozusagen Einordnung Londons als Unterhaltungsschriftsteller durch den Kopf.

London hat ausdrücklich erklärt, dass „Der Seewolf“ zumindest auch ein Versuch der Verarbeitung des von ihm nicht nur durchdachten, sondern durchlebten Gegensatzes von sozusagen Einzelkämpfer und Gruppe wäre, von Individualismus und Sozialismus, von Klischee-Alarm, Spencer und Marx usw. usf.

Wieder kann K. keine Quellenangabe machen und wieder einmal darf er insgeheim hämisch beglückt anmerken, dass er das auch nicht muss, weil die hier vorgelegte Kombination von Zeichen, sie nennen es „Text“, keine wissenschaftliche Arbeit ist; sie ist überhaupt keine Arbeit, sondern asozialer Eskapismus, „Halbes Jahr Tiefbau, denn is‘ Schluss mit Fühlosofie!“, was, Nossinnunnossn, war nich‘ alles schlecht, ja ja.

Man sollte vielleicht anmerken, was K. immerhin auch tut, dass mit „Sozialismus“ im hier verhandelten Zusammenhang nicht das gemeint ist, was heute darunter verstanden zu werden scheint, falls überhaupt eine Einigung über den Begriff erzielt wurde. Es geht im Kontext Londons „nur“ um den Gegensatz zum „Fittesten“ unter den Einzelkämpfern usw.

(… für K.’s unmittelbar vorgesetzten Vorfahren war „Sozialismus/Kommunismus“ das verlorene Paradies Ostpreußen… für K. war „Sozialismus/Kommunismus“ ein Soziotop ohne jede Abgrenzung, als ewiges Schwimmen in der großen Symbiose-Suppe… fast jeder hat etwas Anderes unter „Sozialismus/Kommunismus“ verstanden, entsprechend seiner Prägung, Erziehung, Konditionierung usw., und doch wähnte man sich geeint gewissermaßen unter dem Dach des Begriffs… das könnte Einer der Gründe sein, warum nach dem, milde formuliert, Zerfall der Lebenswelt viele geradezu auseinander zu wirbeln und plötzlich gar keine Gemeinsamkeiten mehr da zu sein schienen… siehe etwa die Erichs, die sich nach der Wende zu Boden geknutscht, wenn sie sich auch nur gesehen haben, die alten Kampfgenossen … usw…. bla… hier nun ist K. wieder froh, dass er „nur“ ein kleiner durchgeknallter Spießer ist… er ist klein, sein Herz ist rein… garstige Hobbitse, garstige Hobbitse…)

Es dürfte schwer fallen, auf Anhieb einen Autor zu nennen, der in der Lage war oder ist, einen derart trockenen Dualismus wie den eben oben angedeuteten von Einzelkämpfer und Gruppe usw. in eine derart packende, farbige, lebendige Story wie „Der Seewolf“ zu kleiden. Das ist diese „doppelte Befrachtung“ von Prosa, von der Juri Trifonow geschrieben hat; gewissermaßen ist unter der augenfälligen Schicht an der Oberfläche eine weitere.

Unterhaltungsschriftsteller? – Ick weeß ja nich‘, Keule!

Auch erscheint K. „Der Seewolf“ als eine der Konfigurationen eines der Protagonist-Antagonist-Paare der Weltliteratur; der aufgeschreckte, „aufgewachte“, suchende und zwangsläufig immer wieder irrende, strebende und immer wieder an der Unerreichbarkeit von Vollkommenheit verzweifelnde usw. Neurotiker und der sein entsetzliches Defizit des nicht Mitschwingen Könnens in Stärke, Autonomie, unverletzliche „Vollkommenheit“ usw. umdeutende Psychopath.

Etliche Lehrer werden sich gefragt haben, wieso ausgerechnet Larsen das Idol unter anderem des Schülers R. K. gewesen sein mag; die Faszination des Psychopathen, der über Gefühle wie Schmerz oder fürchterliche Verlassenheitsangst usw. erhaben scheint usw.

K. muss an dieser Stelle innehalten, weil er neuerlich beeindruckt ist von seiner Weisheit, *hüstel*; zudem kennt er sich ja mit so was aus, weil er bekanntlich laut vox populi ein „bindungsloser Psychopath“ ist, ha, was auch immer das sein mag.

In diesem Sinne – Gott ist tot, es lebe die Göttin!

© Die Ursprungsdatei des Hintergrundbildes des hochwertigen Kommicks ist gemeinfrei.

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