Eine der Diagnosen, die K. gestellt wurden, ist schizotypische Persönlichkeitsstörung. Ein Unterschied dieser Störung von der richtigen Schizophrenie besteht darin, dass bei von der Persönlichkeitsstörung Betroffenen die Ebene der Realitätsprüfung einigermaßen adäquat ist.
Das heißt auf Deutsch, dass K. meist, nicht immer, merkt, ob das von ihm Erlebte real oder ballaballa ist. Man kann sich allerdings darüber streiten, ob es ein Vorzug ist, dergleichen zu bemerken, aber K. will versuchen, was er selbst kaum glauben kann, beim Thema zu bleiben.
Einige Tage sind bereits vergangen, ohne dass K. auf der Straße von Leuten, die er noch nie gesehen hat, als eine Art mobiler Container für Übertragungen und Projektionen benutzt wurde; heute jedoch wurde vermieden, dass K. sich zu früh freuen würde. Vorhin, als er um die Theresienwiese gejoggt ist, um auf diese subtile Weise am bayrischen Brauchtum teilhaben zu dürfen, wurde K. die sinngemäße, fast wörtliche Rückmeldung zuteil, er hätte die Wende verpennt und würde angeben, dass er beidastasi gewesen wäre.**
Abgesehen davon, dass das so was von originell war, denn das hatten wir wirklich noch nicht, hat es K. die Sprache verschlagen. Das ist auch gut so, denn K. hat die berechtigte Angst, irgendwann ganz auszusteigen und jemandem Eine reinzudrücken, denn dann hätte er ein Problem; viel mehr als beim Abwurf von Milchtüten, die nicht einmal getroffen haben, aber dennoch Gewalt darstellten und zum Ausschluss aus heimlicher Beherbergung führten.
Allerdings hat das heute eine Frau gesagt und die würde K. auch beim Ausrasten nicht schlagen; zudem hatte sie ein schier perlendes Lachen, das K. nicht unerotisch fand, *hüstel*.
Was K. jedoch in solchen Situationen am meisten umhaut, um wieder einmal volkstümliche Ausdrucksweise vorzutäuschen, ist der Brustton der Überzeugung, mit der diese „Vorwürfe“ angebracht werden.
Das erinnert ihn immer wieder an eine Episode ganz am Anfang seiner ersten Therapie 1984, als K. noch keine hoffnungsvolle Zukunft hinter sich hatte. Normale Bürger machten sich über Gruppendynamik lustig, und zwar in der Weise, dass sie mitzuteilen versuchten, sie als Normale hätten Gruppendynamik nicht nötig; Gruppendynamik wäre halt was für Bekloppte.
Sinngemäß, und dieses Erlebnis war mit Sicherheit, jedoch nicht mit Staatssicherheit, real, nicht ballaballa; mehrere Mitklienten K.’s haben die Geschichte ebenfalls mitbekommen. Zudem erinnert das Anekdötchen an Mr. Trump, der nachweislich erklärt hat, er hätte keinen IQ, ihm ginge es gut.
Das „Fool-On-The-Hill“-Syndrom nach Dr. J. Lennon. – Hat John ’n Dr. h. c.? Sollte er, aber K. wollte beim Thema bleiben, ha! – Da merken welche nicht, dass sie den Knick in der Optik haben, nicht der Typ auf dem Hügel.
Oh schöner Schmerz von edler Tiefe, und natürlich genießt K. sein hehres Martyrium…
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Hier wird K. neuerlich deutlich, warum jemand, und bezeichnenderweise oft in der Pubertät, zu schreiben beginnt; im belletristischen Sinn, nicht als Sportreporter oder technischer Redakteur usw. Dieses Schreiben scheint oft begonnen zu werden aus der Unfähigkeit heraus, sich im Alltag in angemessener Weise zu zeigen und verständlich zu machen; „angemessen“ siehe vor allem im Zusammenhang mit „Eine reindrücken“ und „Milchtütenabwurf“.
K. hat erst mit 40+ realisiert, und das war auch nicht sein Verdienst, sondern das einer Praktikantin im Freudeskreis Anna Lyse, dass er auch mit diesem Problem nicht allein steht; sooo süüüß, das alte Kind mit Brille (DAKIMIBRI).
So weit wieder der aktuelle Spitzelbericht an den Großen Imaginären Führungsoffizier (GIF)!
K. wird nun ein wenig durch das Weichbild der Stadt eilen, damit die Leute denken, er würde arbeiten gehen. Wie bereits angedeutet, hat K.’s unmittelbar vorgesetzter Vorfahre dergleichen tatsächlich praktiziert, was K. insgeheim immer wieder erheitert.
Bla.
** „Nicht Spielberg, Spielgebirge sollte er heißen!“, frei nach Beethoven; hier zeigt sich neuerlich der störungsspezifische Größenwahn des K., der jedoch in diesem Kontext vernachlässigt werden kann.
** Das ist ja auch mal ’ne knackige freudlos Freudvolle Fehlleistung, „die Wendung verpennt“.
(... ich finde es zuweilen erstaunlich, dass überhaupt jemand auf mein Geblödel eingeht... aber ich muss textieren, sonst geht es…