K. sinniert unfähig und unwillig zu konkreten Handlungen darüber, in eine Kurstadt zu ziehen, und hält das für nur folgerichtig bei einer Art lebendem Fossil, das jahrzehntelang unbewusst und damit umso stärker nach dem Anschluss an eine untergegangene Welt gesucht hat. Allein, K. nimmt diese Erwägung immerhin selbst als krass wahr, denn die Immobilienanbieter haben dort natürlich auf einen vergammelten Langzeitarbeitslosen mit psychischen Problemen wie ihn gewartet. Auch oder gerade hier kommt K. jedoch ein dürftiges Witzchen zum Thema; er hätte ja schon seit Langem diese Sehnsucht nach einer Wohnung oder gar einem Häuschen auf der kurischen Nehrung. Nun ja, drei minus…
Es gibt in Deutschland drei bedeutende Kurstädte, die zum UNESCO-Weltkulturerbe gehören; Baden-Baden, Bad Kissingen und Bad Ems. Das hat K. angenehm erstaunt erfahren im Internet; konkret bei Tante Wiki, wie er immer wieder formuliert bei dieser Art Versuche, witzig zu sein, die er selbst mindestens misstrauisch distanziert sieht.
In Bad Kissingen hat er einer Mitklientin des Hauses der ewigen Kindheit bei der Auflösung ihrer Wohnung geholfen, hat sie beim Umzug in seine damalige WG auf einem Bauernhof begleitet und hat sich schließlich auf geradezu persönlichkeitsspezifische Art und Weise aus dieser WG heraus katapultiert. K. war erschöpft nach diesem Kraftakt des Ausräumens der großen, ihm geradezu weitläufig erscheinenden Wohnung und dem Einräumen des Inventars in den Umzugstransporter. Zudem hatte er nichts gegessen und vermochte vor allem keinen Widerstand zu leisten, als der Wortführer der WG, der nicht nur nach K.’s Wahrnehmung nicht nur körperlich viel Raum eingenommen hat, ihn zu einem Umtrunk eingeladen hatte, der dann schnell zum Sturztrunk geworden ist.
Nach einigen Gläsern eines Mixgetränks, das gefährlich ist, weil es sehr gut schmeckt, man die heftige Wirkung jedoch erst beim Aufstehen vom Stuhl bemerkt, ist K. dann komplett ausgestiegen, wobei die Scheibe einer Zimmertür zu Bruch gegangen ist.
Einer der beiden gerufenen Polizisten hat K. sinngemäß gefragt, ob der die Nacht ohne weitere Impulsdurchbrüche überstehen zu können glaube oder ob er ihn ins feste Haus nach Haar fahren solle. K. hat sich für Letzteres entschieden, und auf diese Weise ist es ihm leicht hinterfötzig gelungen, aus einem der heftigsten von ihm erlebten neurotischen Arrangements zu entkommen. Des Weiteren ist es ihm neuerlich geglückt, wie nebenbei die Frage zu beantworten, was er mit seinem vielen Geld anfangen sollte, denn diese Fahrt musste K. nachher selbst bezahlen, weil sie nicht von der Kasse übernommen wurde.
Über Baden-Baden hat K. einen Joke gemacht, der ihn insgeheim selbst belustigt, was er jedoch albern findet, siehe Bild oben. Nun ja, drei minus… Es wird zudem klar, dass es K. als Absolvent der DDR mit dem Prädikat „rite“ nicht gelungen scheint, einen festen Klassenstandpunkt zu entwickeln.
Es geht immer wieder die Frage in K. um, wo er das bestmögliche Umfeld finden könnte, um sich einigermaßen angekommen, gelandet, Platz genommen habend usw. zu fühlen, insofern dergleichen für ihn überhaupt möglich scheint.
Natürlich hält K. diese Frage selbst für weltfremd, arrogant usw. Der Loser sollte doch froh sein, dass er ’n Bett über dem Kopf hat, lautet hier K.’s Versuch, witzig zu sein durch vermeintliche Parodie vermeintlich durchschnittlich zu erwartender Rückmeldungen.
Zudem ist sich K. sicher, dass das Bonmot zutreffen würde, wer das Paradies nicht in sich hätte, könne es in dieser unserer Welt da draußen nicht finden. Auch hier genießt K. seine geradezu reflexhaft ausgeführte sarkastische Mental-Gymnastik beinahe, indem er vor sich hin brabbelt, er wäre doch ein weiser Mann, wenn keiner weiter im Raum wäre. Des Öfteren schon hat er Leute darauf hingewiesen, dass diese Selbstgespräche nicht altersbedingt wären, vielmehr er sie bereits mit etwa zwölf oder dreizehn zu führen begonnen hätte.
Es geht bei seinen verschämt-verstohlenen kurstädtischen Wachphantasien, natürlich, um dieses Atmosphärische, über das K. nicht müde wird zu klagen, es lasse sich nur schwer in Worten erfassen; in der Werbung Gesellschafts- und Wirtschaftskommunikation spricht man von „Anmutung“, wie K. wiederholt angemerkt hat. In unermüdlicher mentaler Selbstkasteiung erwägt K. hier zum wiederholten Male, eine Art männlicher Courths-Mahler zu werden. Nun ja, drei minus…
(… K. ist längst aus dem Alter raus, sich über die, wie Erwin Strittmatter sen. zu formulieren pflegte, Romanschriftstellerin Hedwig lustig zu machen… man schreibe erst einmal 200 Romane unter diesen individuellen Rahmenbedingungen; trivial hin, trivial her… Hut ab, Mann…)
Und was macht K. an dieser Stelle, abgesehen immer von dem, was er gegessen hat, was anzumerken er nicht vermeiden zu können scheint? – Er bricht ab; unter anderem wohl deshalb, weil das Gelingen des Übergang vom Berichten zum Dichten nicht mehr völlig unmöglich zu werden droht.
Das ist der Kernpunkt aller seiner Probleme, nicht die vierfache Verhartzung, nicht das mürrische Tappen durch eine sozialtherapeutische WG, die absichtsvolle Absenz eines High-Tech-Bewegtbildempfangsgeräts, sie nennen es „Fernseher“, das nicht vorhanden Sein eines Stubentigers, das nicht erreichbar Sein einer für einschlägig entspannende rhythmische Körperübungen aufgeschlossenen Frau usw. usf.
Das scheint schwer zu vermitteln oder gar nicht…
(… merkt nich‘, dissa schwul is‘, merkt nich‘, dissa schwul is‘… höhöhöhö…)
Es zeichnet sich jedoch ab, dass alle seine Versuche einer im wörtlichen oder im metaphorischen Sinne Flucht K. nicht ermöglichen werden, der Aufgabe auszuweichen, doch noch was draus zu machen aus der Fülle des während seines Slalom-und-Hindernis-Lebenslaufs weit über den Durchschnitt hinaus angesammelten Materials.
Bei der Formulierung der Aufgabe 6 seines Fernkurses im Creative Writing, fern genug, um für ihn überhaupt erträglich zu sein, ha, wurde ausdrücklich erklärt, man solle sich bei dieser Aufgabe „Komposition der Handlung“ nicht gleich an einen Roman wagen, weil das einen Anfänger erfahrungsgemäß überfordern würde.
K.’s Tutor jedoch hat sinngemäß, fast wörtlich rückgemeldet, K.’s Handlungsplan wäre eine ausgezeichnete Darstellung und er würde K. raten, einen Roman daraus zu machen…
Was aber hat K. nach dieser ohne alle Ironie gesagt überaus erfreulichen Rückmeldung seines aus überaus erfreulicher Ferne lehrenden Fernlehrers getan? – Korrekt, er hat den Kurs abgebrochen.
Albern, idiotisch, furchtbar infantil, und wahrscheinlich wirkt wieder ungeklärte ödipale Problematik, wie Mitglieder des Freudeskreises Anna Lyse von hinter der Couch knurren würden; symbolisch gesprochen, denn K. war nie im Liegen freudlos Freudvoll bemüht, sondern postfreudianisch vis-à-vis, was er übrigens immer einmal wieder für einen Fehler hält.
Alles an K. scheint Flucht! Seine Umzugspläne bzw., siehe eben oben, „Umzugspläne“, seine trotz allem immer wieder als eine Art wütende Eruptionen unternommenen Versuche, einen kleinen Job zu finden, seine Bemühungen um einen Fernkurs mit Übernahmemöglichkeiten in einen sogenannten Brotberuf oder gar um eine vom Amt geförderte Umschulung usw. usf.
Wird K. es schaffen, aus dem Status des ewig in für künstlerisch gehaltenen Attitüden herum tirilierenden Dilettanten bzw. Dilettonkels, Drei minus, heraus zu kommen und ernst zu machen mit dem Schrift Stellen?
(… K. wusste bereits ohne Rat der „Ärzte“, Drei minus, was „Attitüden“ sind… ha…)
Nichts Genaues weiß man nicht, außerdem hat K. viel Zeit, denn er ist erst 61…
Bla.
PS: Es wird immer krasser mit den Tippfehlern; ist das nun das Alter oder was? Andererseits scheint K. damit in der Medienlandschaft endlich wieder einmal Mitglied einer Großgruppe, tandaradei! – Nun gut, Drei minus…
(... ich finde es zuweilen erstaunlich, dass überhaupt jemand auf mein Geblödel eingeht... aber ich muss textieren, sonst geht es…