Nehmen wir als Beispiel den von Freud beobachteten und beschriebenen „Ödipus-Komplex“; steht alles im Internet. So ein Blödsinn, nicht wahr? Die Psychos haben doch alle selbst einen an der Waffel, oder? Usw.
K. findet, natürlich, die Site nicht mehr, auf der er die Reproduktion einer Karikatur aus einer Zeitung oder Zeitschrift des 19. Jahrhunderts gesehen hat. K. ist sich nicht sicher, aber das Blatt könnte gar von 1848 gewesen sein; wieder einmal Revolution und danach geht wieder alles von vorn los usw.
(… man sagt „das Blatt“, denn das ist literarisch, intellektuell und – überhaupt…)
Zwei typische Berliner sitzen in einer typischen Berliner Kneipe, und einer bemerkt anerkennend über das Essen: „Wie bei Muttern!“ Mit „Muttern“ ist aber die mehr oder wenige holde Ehegattin gemeint.
Das heißt, ein Grundgedanke des, har har har, Ödipuskomplexes ist schon Jahrzehnte vor Freud durch die vox populi erkannt und formuliert worden, sorry, exploriert, reflektiert und verbalisiert.
K. gestattet sich, dergleichen mindestens merkwürdig zu finden und bekommt dabei nicht einmal Schuldgefühle, was nicht nur von ihm selbst als sehr verdächtig empfunden werden dürfte.
Dann ist da dieser bekannte Spruch: „Was Max über Moritz sagt, sagt mehr über Max als über Moritz!“, ebenfalls aus dem sogenannten Volksmund.
Damit ist jedoch das Grundprinzip des psychischen Geschehens beschrieben, und zwar in für jedermann verständlicher Weise, was man von K.’s Ausführungen, *hüstel*, nicht immer sagen kann, das Freud in seinem Konstrukt „Projektion“ zu erfassen versucht hat.
Merkwürdig, wie gesagt…
Schließlich fällt K. in diesem Kontext drittens ein: „Gefahr benannt, Gefahr gebannt!“, ebenfalls aus dem volksmündlichen Spruchkästchen für den Hausgebrauch des kleinen Mannes in dieser unserer dynamischen Postmoderne da draußen.
Wenn ich weiß, wovor ich Angst habe, kann ich etwas tun. Habe ich Angst vor der Dunkelheit, kann ich mir Einen ab kichern über meine infantilen Wallungen oder das Licht einschalten.
Habe ich jedoch Angst und weiß nicht, wovor, bin ich hilflos ausgeliefert, und es beginnt der berüchtigte Teufelskreis, sorry, Circulus vitiosus der Angst vor der Angst, d. h., vor dem nächsten sozusagen Anfall einer Angst ohne Namen.
Mit anderen Worten ist auch in dem dritten Spruch ein Grundgedanke von Psychogedöns enthalten, hier einer der Verhaltenstherapie bei Phobien und Panikattacken usw. – Wie das, folks?
Übrigens findet es K., milde formuliert, ziemlich daneben, wenn Leute, die zum Beispiel noch nie eine Panikattacke oder eine Depression erlebt haben, darüber „reden“. Das scheint K. noch krasser als, Klischeealarm, der stark übergewichtige Bürger in Jogging-Hosen und schmuddeligem Feinrippunterhemd, der mit Chips und Bier vor der Glotze thront und alles besser weiß als die 22 erfahrenen Profis im Stadion.
(… blödes Beispiel… K. versucht neuerlich, volkstümlich zu sein, obwohl er doch genau weiß, dass er was Besseres ist… *hüstel*… wieder sehr leicht zu durchschauen, das…)
K. hat die etwa vierfache Anzahl von Selbsterfahrungs-Stunden absolviert, die gesetzlich vorgeschrieben sind für Leute, die, aus welchen Gründen auch immer, als Therapeut arbeiten wollen. Wer in dieser Welt Therapeut werden will, muss Gründe haben, sonst würde er ja was Vernünftiges machen wie zum Beispiel Frauenarzt oder Gynäkologe.
(… latent frauenfeindlicher Joke, klar… aber mal ’ne andere Frage – warum heißt es eigentlich „Frauenheilkunde“, Fragezeichen… wovon sollen Frauen denn geheilt werden… ist das politisch korrekt… hähähä… garstige Hobbitse, garstige Hobbitse… nee, nich‘ zynisch, oder nicht nur… das ist vielmehr zugegebenermaßen unbeholfenes Weiterdenken gewisser Bemühungen um „korrekten“ Sprachgebrauch… so, ällabätsch…)
Diese leider tragikomische Erfahrung is‘ ’ne Tatsache, kein Größenwahn und keine Anmaßung. Selbst, wenn man da nur drin sitzt, was fast unmöglich ist, passiert etwas mit und in Einem. D. h., wenn K. über „Psycho“ spricht, ist er mindestens Experte aus Erfahrung, bla.
Warum „tragikomisch“ usw.? Nun, weil K. damit erst recht die Gesäßkarte hat, weil er jetzt vieles wahrnimmt… – nee, lassen wir das; dazu ein anderes Mal.
***
Was aber wollte K. nun mit alldem sagen?
Erstens, er übt weiterhin, sich kurz zu fassen, zweitens, er ist ein pfiffiges Kerlchen, wie Tante Paula gesagt, wenn es sie gegeben hätte, und drittens, er sieht sich neuerlich, im Unbewussten, als ärztliche Direktorin eines psychiatrischen Krankenhauses; verständigen Sie gegebenenfalls kraftvolle Fachkräfte!
(... ich finde es zuweilen erstaunlich, dass überhaupt jemand auf mein Geblödel eingeht... aber ich muss textieren, sonst geht es…