„Ich will alles und sofort!“, hieß es vor einigen Jahren in der Werbung Gesellschafts- und Wirtschaftskommunikation; wo sonst, könnte man geneigt sein zu fragen. Vor reichlich hundert Jahren nun hat Freud das sogenannte Realitätsprinzip beschrieben exploriert, reflektiert und verbalisiert, dessen Durchsetzung als eine der Leistungen von Erziehung galt.
Offenbar aber ist dieses erziehungswissenschaftliche Grundgesetz jetzt schon hinfällig, siehe bzw. lies den eben zitierten Slogan. Aber das gilt alles womöglich sowieso nicht, weil dieses Psycho-Gedöns eh‘ niemand braucht. „‚Ödipus‘ – höhöhöhö!“; die Psychos haben doch echt alle selber ’n Ding an der Waffel, Alter!
Vor K.’s geistiger Brille erstehen jetzt Szenen aus „God Bless America“, im Auge behalten, den K.!
„Lustig“ ist übrigens, man beachte die Anführungsstriche, dass gerade jetzt, da K. zehn Tage am Stück jeweils 55 bis 65 Minuten gerannt ist, per Mental-Funk dauernd was mit ‚Amokläufer‘ kommt, aber wahrscheinlich ist das Dialektik und K. hat doch nicht richtig aufgepasst im FDJ-Studienjahr, „Freundschaft!“
Heute ist K. noch nicht gelaufen; „Es regnet!“, Zitat „Die Siedler“. Vor allem jedoch hat K. es gestern übertrieben und nach dem Joggen mit’m Radl da bewusst an die Grenzen gehen und sich auspowern wollen, was für potentielle Amokläufer übrigens typisch ist, *hüstel*. Danach ist K. völlig abgestürzt, und zwar psychisch, was er noch nicht hinreichend verstanden hat. Seine physischen Ressourcen dagegen sind weit größer, als er gedacht hat, womit K. zu seinem eigenen Erstaunen etwas Positives über sich gesagt hätte.
Herr K. ist beim Thema. Letztens hat er bereits erwähnt, zunehmend überzeugt zu sein, dass man gar nicht vom Thema abkommen könne, weil alles, was man in einem bestimmten Kontext sagen würde, immer mit diesem Kontext zu tun hätte, wenn nicht augenfällig-eindeutig, dann unterschwellig, weil vor allem unbewusst.
K. ist heute wieder klar geworden, oder klarer als bisher, dass er, ha, alles will, dies allerdings nicht ganz in der eben oben angedeuteten Weise…
K. möchte ganz da sein, völlig im Hier und Jetzt, immer, ohne Fluchtpunkt im Mentalen, ja, überhaupt ohne geistige Ebene, denn, Hand auf die Galle, Lesen macht doof in der Birne usw.
Das geht gar nicht, wie das 1986 von wem auch immer mit ihm vollzogene Experiment der In-Vivo-Therapie gezeigt hat, nach dem er quasi seelisch nackt war, was auch wahrgenommen wurde, siehe bzw. höre die reale Rückmeldung: „Hat die Kennung verloren, der Typ, hähähä!“ War alles so kuschlig-menschlich im Osten, ja ja…
K. möchte aber z. B. auch, oder vor allem, richtig gute Bücher schreiben, und er möchte zunächst einmal ein Buch vorlegen, dass in für ihn gültiger Weise so vollkommen wie möglich ist, was auf dieses Buch nicht zutrifft.
Allein, K. ist da dran; er wird den Band überarbeitet und erweitert nochmals auf den Markt werfen, und dann wird alles gut, und drauf defäkiert, ob das wer kauft, tandaradei!
Unabhängig davon, ob überhaupt Beides geht, eiert Herr K. nun in der eben angedeuteten Weise zwischen beiden sozusagen Grundvarianten der Lebensgestaltung herum und hat es folgerichtig zu nichts gebracht; nicht Fisch, nicht Fleisch, nicht „Hü!“, nicht „Hott!“ und was dergleichen schmerzliche Metaphern mehr sind, heule heule heule…
(… der Kleinbürger schwankt, wie bereits Dr. Uljanow anmerkte… Pinterest dagegen sagt, wer schwanken würde, hätte mehr vom Weg… har har… und wer hat Recht… korrekt – alle… nur der suchend umher irrende Klient hat wieder die ArschGesäßkarte…)
K. wundert sich immer wieder, und dies ganz ohne Ironie, Sarkasmus usw. gesagt, dass er nicht wirklich verbittert ist, denn wenn er ehrlich ist, muss er zugeben, dass er nach 29 Jobs, drei Partnerschaften bzw. „Partnerschaften“, ungefähr 20 Unterkünften bzw. „Unterkünften“, drei abgebrochenen Studien und einer abgebrochenen Umschulung sowie drei Therapien ziemlich schräg aus der Wäsche glotzt und ratlos in der Nase bohrt, was ja allerdings immerhin auch dynamische Bewegung darstellt.
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Der Widerstand, der K.’s in die Tasten Dreschen entgegen gesetzt wird, ist deutlich stärker geworden, und war bei Beginn des Tippens dieses Postings enorm.
K. hat Ohropax in den, Überraschung, Ohren, und es kamen die zwar üblichen, aber dennoch nervenden Rückmeldungen per Mental-Funk.
‚Will nich‘ arbeitn!‘, ‚Will berühmt wern mit Tagebuch Schreiben!‘, ‚Wartet tatsächlich, dissa raus geschmissen wird!‘, ‚Der Typ is‘ lächerlich!‘, ‚Will nich‘ arbeitn, weilla ’n Wäpplock hat!‘, ‚Tatsache die Wende verpennt!‘, ‚Schreibta wieda seine Berichte!‘, ‚War Tatsache mal Dauerpatient!‘, ‚Gewaltbereit!‘, ‚ABC* gibt auch auf!‘, ‚Hau hier ab!‘, ‚Verräter!‘, ‚Sieht sich Tatsache als Züchoteerahpeut!‘, ‚Verrecke, Clown Dolly!‘, ‚Dreh‘ durch!‘, ‚Ruf XYZ* an!‘, ‚Geh‘ wieder arbeiten, schreib als Hobby!‘
Und so weiter und so weiter und so fort – täglich murmeln Bataillone von Murmeltieren…
Komische „Hallus“, oder hatte K. das schon erwähnt?
Auch wird die Kluft zwischen sogenannter Realität und der Alternativrealität des Budenzaubers in der Tat immer größer. Beispielsweise hat K. einen Termin im Amt in der nächsten Woche erhalten, und das, wiederum ohne Sarkasmus usw. gesagt, zu seiner eigenen Überraschung, zu dem er doch bitte die Nummern der von ihm ins Auge gefassten zu 100% förderfähigen Kurse mitbringen solle.
Das könnte darauf hindeuten, dass K. Chancen haben könnte, als senil-konfus pubertierender 60jähriger doch noch aus seinem ewigen Hilfsarbeiter-Hamsterrad heraus zu kommen.
Allein, das interessiert die Typinnen und Typen der dauerhaft kommentierenden virtuellen Diensteinheit (DAUKOVIDI) der Hauptverwaltung (HAUBUZ) überhaupt nicht! Vielmehr werden schon kurz nach dem Aufwachen Mentalfunksprüche gesendet wie: ‚Will nich‘ arbeiten!‘, ‚Hat schon wieder verpennt!‘ usw.
Das mit dem ‚Hat schon wieder verpennt!‘ scheint K. mindestens interessant, denn das könnte ein für Traumatisierte typisches Erleben sein, da zur Zeit des Einsetzens des Budenzaubers vor über dreieinhalb Jahrzehnten K. tatsächlich immer wieder verpennt hat in einer Art und Weise, die er bis heute nicht versteht.
K. hatte einen Riesenwecker in eine Metallschüssel mit Metallbesteck und dergleichen gestellt, so dass es gewaltig scheppern musste, wenn der Wecker „klingelte“, und er ist auch immer wieder los gegangen, denn seine Feder war entspannt, wenn K. aufgewacht ist, aber er ist Stunden nach dem tumultuösen Wecksignal aufgewacht.
Da muss etwas gewesen sein im sozialistischen Kollektiv, oder besser gesagt, ha, jemand, der für K.’s Unbewusstes derart unerträglich gewesen ist, dass K. auf archaisch psychosomatischer Ebene dicht machen musste, histrionischer Weise. – K. hatte ein Unbewusstes, da es ihm leider nicht gelungen war, zu den bewussten Teilen der siegreichen Arbeiterklasse aufzuschließen.
Sehr wahrscheinlich war das aber nichts oder jemand Bösartiges, sondern, na ja, eher das Gegenteil. – „Merkt nich‘, dissa schwul is‘; merkt nich‘, dissa schwul is‘, höhöhö!“
Trotzdem K. beim Fernsprechamt angestellt war, und übrigens allein dort in acht Jobs, hatte er offenbar ’ne lange Leitung; is‘ dat mal wieder ’n Dialek-Tic, Keule?!
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Gestern aber kam eine Rückmeldung bzw. „Rückmeldung“, von der sich K. nicht ganz sicher ist, ob sie real war oder Mentalfunk; K. kann das meist, aber nicht immer, klar unterscheiden, was, wie kürzlich erwähnt, einen entscheidenden Unterschied zum richtig Schizophrenen darstellt.
Zudem hat K. nicht immer die Ohren zugestopft; zum Beispiel dann nicht, wenn er sich ausgehfertig macht, um wieder durch die Stadt zu fahren, damit die Leute denken, er würde arbeiten gehen, und ausgerechnet dann kommen immer wieder urst „lustige“ Feedbacks der vox populi.
(… angeblich ist die vox populi ja die Stimme Gottes, und K. kann nur wieder feststellen, dass sie eines seltsamen Humors pflegt fürwahr…)
Wiederum mindestens interessant erscheint K. in diesem Kontext, dass ihm, obwohl er doch nach Auffassung der HAUBUZ so was von Muttersöhnchen ist, Handlungen unterstellt werden, die sein unmittelbar vorgesetzter Vorfahre tatsächlich vollzogen hat.
Der ist nämlich, während alle zu Recht sicher waren, er wäre auf Arbeit, durch die Gegend geschwuchtelt oder gar nach Berlin gefahren und was dergleichen für unsere Menschen nicht typischen Mätzchen und Sperenzchen mehr waren. K. hätte dem Alten dergleichen nicht zugetraut und war heftig erheitert, als ihm das berichtet wurde.
(… wie gesagt – typische Dialek-Tics…)
K. wurde gestern mitgeteilt, dass er ’ne Show abziehen würde. Das ist nun allerdings auch nicht wirklich originell, aber zum wiederholten Male fragt sich K., wie lange Leute, die dergleichen raus hauen, derartigen Budenzauber aushalten würden; sehr wahrscheinlich nicht 36 Jahre lang, wie sich K. mittlerweile einigermaßen sicher ist.
So weit wieder das Wort zum Tage aus der Unterschicht vom ‚Nabel der Welt‘, hähähä!
(… garstige Hobbitse, garstige Hobbitse…)
* Keine Namen! Immer voll p. c., nicht wahr, Herr K.?!
Ich habe immer noch nicht raus gefunden, wer die beiden Typen sind, männlich-herb, harzig-holzig. - Hast Du da den, *hüstel*,…