(… Eros und Thanatos, zum Teil freudlos Freudvoll betrachtet…)

Firma E. & T., siehe Überschrift Headline. (Quelle)*

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Unglaublich, unbeschreiblich und, ja, auch, ach, schööön… Immer wieder glaubt K., keine Steigerungsmöglichkeit dieses gewissermaßen Effektes erleben zu können, dass diese Traumepisoden weitaus wirklicher scheinen als Episoden in dem Bereich, über den man sich geeinigt hat, dass er die Realität wäre, aber immer wieder muss K. sich eines Besseren belehren lassen, und heute Nacht war das wieder einmal der Fall, „Immer bereit!“

Sie stand auf der kleinen, leicht erhöhten Fläche vor dem Eingang des inzwischen längst rückgebauten Hausaufgangs, in dem K. etwa von 1969 bis 1980 aufgewachsen wurde; diese sozusagen angedeutete Terrasse kam schon mehrfach in den Träumen des K. vor, wenn dieser eben oben angedeutete Effekt einer gewissermaßen Super-Wirklichkeit besonders ausgeprägt war. „Sie“ war eine Mitschülerin K.’s aus seiner Zeit als Abiturentner, die noch nie in seinen Träumen erschienen ist.

Diese Szenen sind in Worten schwer oder gar nicht zu beschreiben, K. wiederholt das auf die Gefahr hin, sich selbst zu langweilen, und schwer oder gar nicht zu beschreiben selbst dann, wenn sich K. wie heute an ganze Sätze erinnern kann.

„Du warst doch auch gern 20!“, hat sie etwa gesagt, was allerdings nicht zutrifft, denn K. war nie wirklich 20, was vor allem auf seinen mit 12, 13 erfolgten matzerathlosen Schwur zurückzuführen war, nicht mehr mitspielen zu wollen, aber auch auf eine beginnende Störung des schizoformen Spektrums. Zudem hat K. seinen 20. Geburtstag im Küchendienst einer Militärschule verbracht mit dem weit über die Ablösungszeit sich hinziehendem Spülen von hunderten Tellern mit kampfmittelartig verkrusteter Tomatensoße. – War nich‘ alles schlecht, *hüstel*.

K. war im Traum geradezu selig überrascht, das Mädchen zu erkennen, und er hat sich geradezu verbissen bemüht, aus seiner Beobachterposition des unverbesserlichen Epoché-Menschen heraus zu kommen, indem er sie sofort angesprochen hat mit der halb gestotterten Erklärung, er wäre mit ihr zusammen zur Schule gegangen.

Dieses Gefühl der Vergeblichkeit, und dann aber auch dieses gezogen Werden; wieder einmal erlebt K. seine Worte als dürftig, wenn nicht armselig. Womöglich war in für Träume typischer Weise eine weitere Person sozusagen in der im doppelten Sinne Jugendfreundin verkörpert, aber die vermochte er auch im sogenannten Wachzustand nicht zu identifizieren.

Mit dieser Mitschülerin aber hat K. eine furchtbar tragikomische Episode in der sogenannten Realität erlebt. Bei einer der zwei oder drei Gelegenheiten, bei denen K. in einer Disko zumindest körperlich anwesend war, hat diese Mitschülerin mit ihm getanzt, worüber nicht nur K., sondern die halbe Klasse bass erstaunt schien, während der Klassenleiter mit leisem weisen** Lächeln Zufriedenheit mimisch deutlich ausdrückte.

Sie verkörperte den Typus, der in jeder Schule einige Male zu erleben scheint; die rätselhafte, aber betörende Schönheit, hier mit klischeehaft südländisch-feurigen Zügen, an die Mann nur schwer ran kommt. Während des zusammen Tanzens jedoch, bei einem langsamen Titel mit gedimmten Licht usw., hat K. leicht irritiert festgestellt und vor allem leicht geängstigt, dass das Mädchen im Unterleib „Zuckungen“ zu haben schien.

Der Typ ist schwul, der muss schwul sein, der merkt ja gar nichts oder erst, wie in diesem Fall, viele Jahre später!

Nee, Herr K. ist nicht schwul, sondern alles, was mit dem anderen Geschlecht zu tun hat und gar mit Erotik und Sex, war völlig abgesperrt, abgespalten, ausgeschlossene Wirklichkeit usw. Das war auf seine diesbezügliche Konditionierung zurückzuführen, angefangen von der zehn Jahre lang erlebten sozusagen Muttervergiftung; ein Neonym, auf das K., wahrscheinlich gleichfalls makabrer Weise, ein bisschen stolz ist.

Daher immer wieder dieses Empfinden, dass etwas ganz und gar Unmögliches geschehen würde, wenn auch nur die Möglichkeit engeren Kontaktes zu einem Mädchen oder einer Frau sich anbahnte, zu schweigen von den drei Partnerschaften bzw. „Partnerschaften“, die K. durchlebt und durchlitten hat, und die ihm allerdings völlig ausreichend erscheinen, um für literarische Darstellung notwendige Einblicke in die Materie gewonnen zu haben, *kraftvoll hüstel*.

Daher aber auch und vor allem dieses sozusagen frei Werden von Energien in diesen Anbahnungen, insbesondere im Kreativen, bla. Jedes Mal, wenn an seinem beschränkten Horizont eine auch nur potentielle Zielpersonin für einschlägiges Rummachen erschien, ist K. als belletristisch Bemühter zur Hochform aufgelaufen; cherchez la femme, siehe auch hier.

Im Vollzug seines möglicherweise störungsspezifischen Größenwahns muss K. jedoch daran denken, dass selbst ein Goethe Ähnliches gekannt haben muss; „Ich hofft es, ich verdient es nicht!“, wie er in einem seiner bekanntesten Gedichte gesagt bzw. geschrieben hat. Selbst dieser überragende Geist scheint das Empfinden gut gekannt zu haben, dass etwas völlig Unwahrscheinliches geschehen würde usw.

Was wollte uns der verhinderte Dichter K. damit sagen? – Er wünscht in grotesker Vollendung sogenannter männlicher Denke auch Liebe, Erotik und Sex in Formeln und Tabellen darzustellen! Alles klar…

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Immer wieder denkt K., diese Bilder und Mikro-Stories in seinen sogenannten Träumen würden die gewissermaßen Weltsicht zeigen, die K. hätte, wenn er ganz da wäre, ganz im Hier und Jetzt und wie die durchgekauten Redewendungen alle heißen. Bei der Ansammlung seiner fatalen Viertelbildung hat K. aufgeschnappt, dass von Störungen des schizoformen Spektrums Betroffene unter anderem als gewissermaßen nicht zu Ende geboren gesehen wurden von Leuten, die sich als vom Fach empfanden. Eigentlich ist, was die Psyche angeht, jeder Mensch „vom Fach“, weil jeder Mensch eine Psyche hat, aber das wirklich am Rande.

Immer wieder kommt K. der Gedanke, dass er am sozusagen Wendepunkt seines Lebens 1986 zu Ende geboren wurde, und seitdem stimmt nichts mehr und er wundert sich mindestens einmal in der Woche, dass er so was jetzt mehrere Jahrzehnte lang ausgehalten hat. Natürlich muss K. in diesem Kontext auch immer wieder an die delikate Rückmeldung eines sich hochwertiger einschlägiger Sozialisation unterzogen und diese mit einem Diplom abgeschlossen habenden Fachmannes denken, „Entweder Sie werden ein Unikum, Herr K., oder Sie bringen sich irgendwann um!“

Es gibt Menschen, für die die Neurose ein goldener Kompromiss ist, der sie überhaupt halbwegs lebensfähig macht, und wenn man sie da eher raus wirft als raus holt, dann sind sie quasi erledigt, was zu beweisen war. Aber K. wollte das doch? Er wollte doch das Unmögliche möglich machen, er hat doch darüber sogar in einem Aufsatz ausführlich geschrieben, oder? Tja, also; das haben Sie so hergestellt, Herr K.!

Auch dieser hartwortig rückmeldende Therapeut hat K. nicht wirklich gesehen. „Sie sind nicht sichtbar geworden, kommen Sie in die Tanztherapie!“, lautete jedoch eine weitere süffige Rückmeldung aus dem Freudeskreis Anna Lyse, die K. nun auf der verbleibenden Strecke seines Lebens-Slalomlaufes mit sich schleppen wird, weil es ihm nach wie vor nicht gelungen scheint, sich in angemessener Weise aus dem therapeutischem Feld zu lösen, um wieder einmal einen fast standardisierungsfähigen Textbaustein als another brick in the wall zu nutzen.

„Lad‘ Dir auf, so viel Du tragen kannst!“, „Silly“.

Besagter Diplom-Psychologe, der zudem über einen klassisch-analytischen Vollbart verfügte, hätte eigentlich bemerken müssen, dass im mentalen Apparat von K. eine Art rigide Sperre eingebaut ist, die ihn daran hindert, dem Beispiel Adalbert Stifters zu folgen und beim Rasieren zu verunglücken, wie Hesse es im, Überraschung, „Steppenwolf“ fast wörtlich formuliert hat. Hinzu kommt der makabre Männchen-Drang des K., austesten zu wollen, wie weit man kommt mit so was und was das gibt, Alter.

(… nachdem K. diese eben geäußerte Äußerung geäußert hat, wird womöglich ganz demnächst wieder eine Rückmeldung etwa des Inhalts erfolgen, er würde Steppenwolf spielen… vielen Dank im Voraus für das originelle Feedback, yeah…)

Dazu fällt K. eine weitere Episode ein, die er in dem Bereich erlebt, über den man sich geeinigt hat, dass er die Realität wäre. Ein bereits in einem medizinischen Bereich promoviert habender Arzt hat einen weiteren Abschluss als ärztlicher Psychotherapeut angestrebt und dazu einige Zeit auch im Haus der ewigen Kindheit das getan, was K. ebenso typischer wie makabrer Weise in seinem Leben des Öfteren unbewusst praktiziert hat, hospitiert.

Der Mann hat sich fast am Ende seines Praktikums umgebracht und vorher seinen eigenen Nachruf in die Zeitung gesetzt, worauf der damalige Chefarzt dafür gesorgt hat, dass solche grausigen Selbstanzeigen zumindest in der deutschen Presse nicht mehr möglich sein würden. Dieser Chefarzt war ein lebendes Fossil als wandelndes Konversationslexikon und, ohne Ironie gesagt, Musterbeispiel eines humanistischen Gelehrten wie aus der Zeit vor dem nach Thomas Mann „Fallen des Vorhangs“. Er war es auch, der diese sozusagen Definition äußerte, Wirklichkeit wäre das, worüber sich die jeweilige Gruppe geeinigt hätte, und desto unbewusster, desto wirksamer, dass es Wirklichkeit wäre.

Das kann man sich sozusagen auf der mentalen Zunge zergehen lassen; Wirklichkeit wäre das, worüber sich eine Gruppe geeinigt hätte, dass es Wirklichkeit wäre. Hallelujah, Bro! Der Mann war einer der ganz wenigen Koryphäen, mit jahrzehntelanger Erfahrung, in Großgruppendynamik, und K. bemerkt durchaus, dass er sich eben quasi ins Knie geschossen hat, um es wieder dynamisch-proletarisch zupackend zu formulieren, denn er hat offensichtlich doch was mitgenommen, wenn auch vielleicht wieder nur mit dem Kopf.

Dieser sein eigenes Ableben vorab printmedial annoncierend habender Arzt jedoch hat des Öfteren, wenn er zu glauben schien, dass K. es nicht bemerken würde, zu Herrn K. geschielt, und K. ist, natürlich, erst hinterher darauf gekommen, dass der hilflose Helfer sich zu fragen schien, wie K. es schaffen würde, in diesem Zustand immer weiter zu wursteln. Das weiß K. auch heute noch nicht, aber er wurstelt immer noch und weiterhin, tandaradei!

Ebenso selbstverständlich hat K. nie ausgesprochen, was da in ihm abgegangen ist, weil er dann ins feste Haus nach Haar verbracht worden wäre, worauf er nach zwei tragikomischen Stippvisiten dortselbst null Bock hatte.

Kurzum – weiter voran auf bewährtem Kurs!

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„So kämpft man um eine Frau, Herr K.!“ (Quelle)

* Entgegen sehr wahrscheinlich zu erwartender buchstäblich augenfälliger Wahrnehmungen ist es K. vornehmlich darum zu tun nachzuweisen, dass die Femininja-Slips von VEB Malimo nicht ohne Weiteres zu toppen sind; war nich‘ alles schlecht, schon wieder *hüstel*. In der Tat nach wie vor pubertäre Suche nach dem weiblichen Penis, vgl. Freud.; K. wird nicht mehr erwachsen, was immer das sein mag. Zudem besteht kein Grund zur Beunruhigung, da K., wie erst höchstens dreißig Mal erwähnt, nicht auf blonde Frauen abfährt, es sei denn, sie sind rothaarig.
** Ein lokaler Wortwitz; nicht für jedermann, um nochmals mindestens sinngemäß, wenn nicht gar wörtlich, Hesse zu bemühen. Das steht doch irgendwo an der Wand, als Harry Haller diese Zauberbude ausfindig macht, nicht wahr?! Egal, drauf defäkiert! Lange ist sie her, die hessliche Lektüre! Während aber jeder 16jährige die ausdrückliche Warnung des Autors, das Buch nicht vor dem 40. Lebensjahr zu lesen, selbstverständlich ignoriert, was in der Tat eine geschickte Marketingmaßnahme darstellt, erlebt dann der ehemals 16jährige Leser mit 40, dass der Meister Recht hatte. Chch. Ist das mal wieder Dialektik, Nossinnunnossn?!

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