Quelle. Kulturelle Umrahmung, die nur indirekt
mit dem folgenden Text korreliert, tandaradei…
Es müsste doch herauszufinden sein, bildet sich K. ein, wann, unter welchen Umständen, bei welchen Rahmenbedingungen usw., der Budenzauber verschärft wird; heute ist das wieder der Fall.
Während dieses seines Getippsels etwa kam, endlich wieder einmal, denn das war schon seit Wochen nicht im Angebot: ‚Kuckuck!‘; leise im Hintergrund, aber doch verständlich durch das Ohropax hindurch. Herr K. hat derzeit wieder fast an jedem Tag den ganzen Tag lang diese Stöpsel in den Ohren, denn dann kann der kleine Stasi, der in ihm wie in jedem Menschen wohnt, besser lauschen, aharharharhar.
(… ohne diesen Zynismus hätte K. die in wenigen Tagen genau 36 Jahre des Budenzaubers nicht überstanden; das am Rande, wenn auch schon mehrfach bemerkt… außerdem, wie auch bereits mehrfach schier spielerisch eingeflochten, was K. immerhin noch mitbekommt, hat man sich nach so langer Zeit an dergleichen irgendwie gewöhnt… und man nennt diese Symptome dann egosynton, und wieder ist K. ganz tief drin und ein bisschen stolz auf seine wüste Viertelbildung…)
Manchmal muss K. sogar lachen über die Mental-Funksprüche. – Okay, Schmunzeln und Kichern; was sollen denn die Leute denken.
In den letzten Stunden zum Beispiel kam, was schon viele Dutzende Male gesendet wurde: ‚Dichtet doch nich‘, schreibt Tagebuch!‘, aber auch, und dies machte K. schier schmunzeln: ‚Sitzt den ganzen Tag am Computer und wartet auf Kommentare!‘
Das ist etwas, was K. am Budenzauber nicht versteht; das kann man auch nicht verstehen, denn das ist alles Hirnbiochemie, aber das lassen wir jetzt mal, nich‘.
Einerseits sind die Hallus überaus zutreffend, was die Annahme mindestens fragwürdig erscheinen lassen könnte oder gar müsste, dass es welche sind; etwa: ‚Jetzt gehta wieda penn‘!‘ oder eben: ‚Dichtet doch nich‘!‘
Dann aber kommt auch immer wieder, mit Verlaub, gequirlte vornehmlich rückwärtig ausgeschiedene Fäkalie von meist pastenartiger Konsistenz, wie etwa: ‚Der war Tatsache mal Dauerpatient!‘ oder ‚Der will nich‘ mehr arbeiten, nur weilla schwul is‘!‘ und was dergleichen Flachsinn mehr ist.
Sollte man nicht geschnallt haben, wieder nur als Beispiel, dass zwischen Tagebuch führen und im Blog Postings posten ein deutlicher Unterschied ist? – Rein rhetorische Frage zur immer besseren Füllung eines Sonntagvormittags in der Unterschicht…
K. hat für sich festgestellt, dass er besser schreibt, wenn er in den Blog schreibt, auch, wenn seine Textouren kaum wahrgenommen werden; außerdem kann er zuweilen seine eigene Handschrift nicht mehr lesen, was auch nicht gerade dat Jelbe von dat Ei is‘, Keule, aber es ist halt so, bla.
Aber was soll das mit den Kommentaren? Oft nerven die Herrn K. sogar, aber dann passiert immer wieder etwas, was er schon als Vierkäsebreit in seiner Vorschulkindheit immer wieder erlebt hat; er will nicht hin, und wenn er dann da ist, will er nicht mehr weg. Soll heißen, wenn er sich denn einmal dazu durchgerungen hat, die wenigen Kontakte zu pflegen, die er hat, dann geht es, und es will sich zuweilen gar leises Behagen in ihm breit machen, allein, er weiß ihm zu wehren fürwahr.
(…. ist das nicht wieder literarisch formuliert, ha… winkt jetzt nicht wieder ein kleiner Bachmannpreis zum hier Essen… sorry, wir sind ein freies Land… häff fann und so, yeah…)
Das nicht nur Tragikomische, sondern Makabre ist, dass diese immer erneuten positiven Erfahrungen die negativen frühen Konditionierungen nicht ohne Weiteres auslöschen; d. h., dass K. als bereits damals oberschlau defäkierender Knirps Dutzende Male dieses Erleben durchlaufen hat, dass er, wenn er denn da war, schließlich gern da war, und trotzdem beim nächsten Mal wieder nicht hin wollte. Ähnlich ist es, um bei den bereits verwandten Beispielen zu bleibe, mit K.’s sich zum Kommentieren der Kommentare Schleppen.
(… so was ist die wirkliche, weil auf eigentlich menschlichen Ebenen jenseits von Essen, Unterkunft, Fortpflanzung usw. stattfindende „Unterdrückung“… da hätte man mit „Befreiung“ anfangen müssen… da hat man aber aufgehört, Nossinnunnossn… höhöhö, siehta sich wieda als Retter der Welt, höhöhö… spielta wieda Lehnien, hihihi…)
Die meisten Leute scheinen sich nicht vorstellen zu können, dass es Leute gibt, die sich für die meisten Leute nicht interessieren; dieser Happen Geistspeise ist natürlich wieder mit einem Löffelchen Zynis-Mus garniert, siehe eben oben. Daher aber könnten diese Leute überzeugt sein, dass K. den ganzen Tag vor dem Computer sitzt usw., siehe ebenfalls eben oben, weil sie als selbstverständlich voraus setzen, dass er ebenso wie sie sich für die meisten Menschen interessiert.
Man kann von Ammon sagen, was man will, und das tut man auch, denn wir sind ein freies Land, wie erst letztens wieder von K. völlig zutreffend zitiert, aber etliche der Gedanken A.’s scheinen des Durchdenkens würdig weit über das Haus der ewigen Kindheit in der Exklave im Perlacher Forst hinaus.
Ein voll cooles Beispiel, Digga, ist das Konstrukt des ad gredi. Der erklärtermaßen, gnihi, lieber Guru als Beamter gewesen sein wollende Ammon hat sinngemäß konstatiert, dass jeder Mensch mit dem Drang nach Draußen, mit Forschertrieb, Neugier, dem Antrieb zu freundlicher Hinwendung zur Welt und ihren Wesen usw. geboren würde; wie gesagt, sinngemäß, Herr K. kann sich nicht so ausdrücken, er kommt aus dem Osten.
Das von „ad gredi“ abgeleitete Wort „Aggression“ aber wird, zurückhaltend formuliert, häufig negativ besetzt verwendet; jedoch wird das „ad gredi“ erst durch Deformation und Unterdrückung im Laufe insbesondere frühkindlicher Prägung zu defizitärer oder destruktiver Aggression.
Das leuchtet ein; wo der Mann Recht hat, hat er Recht, da beißt das Meerschweinchen kein Garn ab oder so ähnlich…
(… nein, Herr K. sieht sich nicht als Guru, auch nicht im Unbewussten…)
K. hat erst mit 50 dergestalt begriffen, dass er den prekären Sachverhalt in Worte fassen konnte, dass dieses „ad gredi“ bei ihm fast nicht vorhanden ist, weil es in seiner Vorschulkindheit nicht nur deformiert, sondern fast ausgeräumt wurde, was natürlich nicht typisch war für unsere Menschen. Nein, kein Löffelchen Sarkas-Mus, sondern überaus häufig benutzte Textbausteine beim Bau der neuen Gesellschaft mit neuen Menschen.
Auch sagt man nicht „in Worte fassen“, sondern „Verbalisierung emotionalen Inhalts als Bestandteil der therapeutischen Trias“, *hüstel*. Die Mitgliederinnen und Mitglieder des Freudeskreises Anna Lyse geben es nicht gern zu, was menschlich ist, denn sie sind ja auch nur Menschen, aber sie wissen immer noch nicht wirklich, wie Therapie wirkt; sie wissen auch nicht, warum Menschen schlafen müssen, wie Psychosen wirklich entstehen usw. usf. Eine narzisstisch kränkende Tätigkeit, die sie ausüben, was unter anderem zu diesem gewissen „Burgdenken“ führen könnte, das, unter anderem, immer wieder bis zu Sekten-Vorwürfen führt, aber das jetzt wirklich am Rande und nebenbei.
Eine der als gesichert geltenden psychotherapeutischen Wirkmechanismen jedoch ist besagte therapeutische Trias, die sich zusammensetzt aus Selbstkongruenz, Empathie und Verbalisierung emotionalen Inhalts. Hier ist das Problem, dass dies nur sozusagen partiell gilt, denn zum Beispiel Körpertherapeuten würden mit einigem Recht anmerken, dass dies auf ihr heilsam gedachtes Wirken kaum zutreffen würde. Usw. Ist alles nicht einfach im Psycho-Club fürwahr, bla…
„Selbstkongruenz“ bedeutet, zugegebenermaßen leicht vereinfacht gesagt, dass der Herr Doktor eben nicht den Herrn Doktor raus hängen lässt mit dem weißen Kittel, sondern als Mensch authentisch erlebt werden kann, indem er etwa, wieder als plattes Beispiel, die Stunde beginnt mit der Erklärung, er wäre heute etwas fahrig-unkonzentriert, weil er schlecht geschlafen hätte, usw. usf.
„Empathie“ muss nicht erklärt werden, hoffentlich, und „Verbalisierung emotionalen Inhalts“ ist, wiederum vereinfacht gesagt, möglicherweise schrecklich vereinfacht, das, was sich seit Freud aus seinen Techniken der Interpretation und Deutung als spezielle Form des die Dinge beim Namen Nennens entwickelt hat.
(… höhöhö… siehta sich wieda als Züchoteerahpeut… höhöhö… kleena Langzeitarbeitslosa, höhöhö…)
Das wiederum nicht nur Tragikomische, sondern Makabre ist in diesem Kontext, dass es sehr viele Menschen zu geben scheint, die so was noch nie erlebt haben, dass da ein Gegenüber oder eine Gegenüberin sitzt, der oder die, jedenfalls zunächst, nicht wertet oder gar abwertet, nicht runter macht, nicht Kommunikation kanalisiert oder gar verbietet, nicht kommentiert, belehrt, doziert, interveniert usw. usf., sondern, zumindest zunächst, einfach nur da ist und freundlich zugewandt alles aufnimmt, was an Material kommt.
(… das ist die eigentliche, weil auf eigentlich menschlichen Ebenen stattfindende „Unterdrückung“, siehe oben… dies übrigens relativ unabhängig von der Anzahl der Quadratmeter der Unterkunft, der Kubikmeter des Hubraums des Kraftfahrzeugs, der Stellen vor dem Komma auf dem Kontoauszug am Zahltag usw…. bla…)
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Was wollte K., der verhinderte Dichter, uns mit alldem sagen? – Er fühlt sich, wieder einmal, geradezu körperlich entspannt, nachdem er sich, wieder einmal, schriftlich entladen hat, und heute gar mit 1651 Worten, was ein ganz ordentliches Pensum ist, nich‘.
Das ist schon was, denn es muss nicht immer Weltliteratur sein, was hinten raus kommt, wie Dr. K. anzumerken wusste. K. möchte hier allerdings hinzufügen und fügt hiermit auch hinzu, dass auch wichtig sein könnte, was vorn raus kommt, aber wir wollen da nicht weiter eindringen.
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Wieder einer der kafkaesken Träume, die weniger kafkaesk sind ihres Inhaltes wegen, sondern im, Überraschung, Atmosphärischen. Wieder irrt K. umher, findet nicht zurück zur Basis, und dies mehrfach. Alle sind fremd, alles ist fremd, d. h., dieses Mal war keine bekannte Landschaft im Traum verarbeitet, und „fremd“ bis zu dem Punkt, wieder einmal, an dem niemand Herrn K. zu sehen und zu hören scheint, der auch im Traum, Überraschung, heftig monologisiert.
Vor allem wieder dieser Effekt, den K. immer wieder zu beschreiben sich bemüht, dass alle diese geträumten Szenen weitaus intensiver, quasi leuchtkräftiger sind als fast alle von K. in dem Bereich erlebten Szenen, über den man sich geeinigt hat, dass er die Realität wäre.
„Wer hat sich das ausgedacht?“, N. Hagen, Vokalkommunikatorin. – Nichts Genaues weiß man nicht, doch wir bleiben dran.
Korrekt – bla…
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Dann aber auch wieder diese mindestens seltsamen Kontaktversuche, die K. erst mittelkürzlich halbwegs nachvollziehbar zu beschreiben versucht hat. Leute, von denen K. völlig sicher ist, dass er sie noch nie gesehen hat, grüßen ihn auf der sogenannten offenen Straße, ohne Sarkasmus, Hohn usw., und dieses Mal aus einem Kleinbus heraus. – Wird Herr K. sichtbar? Nichts Genaues weiß man nicht…
Kurzum nichts Neues – Gott ist tot, es lebe die Göttin!
So weit das Wort zum Sonntag aus der Unterschicht! Empfehlen sie K. bitte nicht weiter, das behindert seine Entfaltung während seiner ontogenetischen Rückbau-Phase, echt!
Könnte es nicht sein, dass dieser, der da Kuckuck ruft, ein Vogel, vielleicht sogar ein Kuckuck ist, der draußen auf einem Ast sitzt und Kuckuck ruft.
Meine Mutter sagte immer, wenn der Kuckuck ruft, musst du die Geldbörse raus und mit den Münzen klimpern. Dann wäre immer genug Geld da.
(Leider haben Mütter nicht immer recht…)
… ich bin ja selber schuld, und werde damit unglaubwürdig, wie mir durchaus klar ist, wenn das alles so lustich rüber kommt, aber ich kann nur immer wieder sagen, dass man sich nach 36 Jahren dran gewöhnt hat… bla… Galgenhumor als permanenter Selbstrettungsversuch…
Ja, aber ein Baum vor dem Fenster ist was großartiges… solang die Äste nicht beim Fensteröffnen rein kommen oder den Raum verdunkeln…
Dass man in M noch nicht alle Bäume umgeschnitten hat ist löblich…
… das sehe ich durchaus genauso… manchmal vögeln die Äste von Hüpf zu Hüpf…
… man wiederholt sich im Alter… aber immerhin bekomme ich es noch mit…
… eigentlich habe ich die Frage nicht beantwortet (aber immerhin habe ich es bemerkt; der Klient hat lichte Momente, er darf heute in den Garten)… nee, es sind menschliche Stimmen, die „‚Kuckuck!‘ machen“… die Äste vögeln natürlich von Hüpf zu Hüpf, zumal ein großer Baum vor meinem Fenster steht (d. h., vor dem Fenster des Hauses, in dem ich leibhaftig erscheine), das ist aber wieder was ganz was Anderes…
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