Herr K. sitzt wieder einmal ohne Ohropax oder In-Ear-Kopfhörer in den oder Over-Ear-Kopfhörer über den Ohren an seinem Schreibtisch; ab und zu versucht er auf diese unbeholfene Weise an Normalität teilzuhaben, jaharhar, das ist lustig. K. korrigiert die Texte seines dritten Buches und hört dabei die quasi üblichen Kommentare zu seinen Gedanken und Handlungen. Es handelt sich um Pseudo-Halluzinationen, d. h., da stehen tatsächlich Leute unten und reden, „nur“ werden eben auf ihre Äußerungen Sätze gewissermaßen aufgespielt, die sich auf K. beziehen.
K. hört zum Beispiel: „Er dichtet doch nicht!“ Leute können durch die Wände sehen und in seinen Kopf, jaharhar, das ist lustig. Die böse Pointe besteht aber darin, dass diese Aussage zutrifft; er dichtet in der Tat nicht, er kommt und kommt und kommt nicht über diese Hürde zum Spinnen, Phantasieren, „Lügen“, kurz gesagt, eben Dichten hinüber, was selbstverständlich immer wieder ins Gegenteil verkehrt wird mit Behauptungen wie etwa, er würde lügen wie, ha, gedruckt usw. In dieser Weise treffen derartige Pseudo-Halluzinationen aber sehr häufig die sogenannte Realität, was die ganze Angelegenheit noch unverständlicher macht.
Natürlich ist sich K. seit Jahrzehnten darüber im Klaren, denn er erlebt dergleichen seit 1986, dass es sich hier um psychotische Symptome handeln könnte; ebenso lange hat er Dutzenden Leuten zu erklären versucht, dass er nicht spinnt, psychotisch reagiert, simuliert, Kuckucksnest spielt usw. usw. usf. Erst vorhin wieder hat er seinem Sozpäd dieses Phänomen zu erklären versucht, dass er in Momenten solcher Erklärungsversuche selbst nicht an die Realität seines schrägen Erlebens glaubt, um dann einige Stunden später, wie es eben geschieht, eben dieses Erleben neuerlich zu haben.
Es ist wie das Gebaren einer „dauerhaft kommentierenden virtuellen Diensteinheit“, wie K. schon des Öfteren formuliert hat im kläglichen Bemühen, auch hier noch witzig zu sein; wie in den Videos, die man etwa bei YouTube findet, in denen Genossen Tschekisten bei der Observation gezeigt werden, „nur“ hat K. diese DAUKOVIDI seit in wenigen Wochen 36 Jahren quasi im Kopf. K. ist sich immer wieder sicher, dass er nicht „spinnt“, weswegen er immer wieder Impulsen nicht nachgibt, sich Neuroleptika verschreiben zu lassen, und so geht das immer weiter und weiter und weiter.
Wünscht Herr K. gelobt zu werden für sein „Durchhalten“? Er weiß es selbst nicht. Natürlich hat er auch schon daran gedacht, diese schrägen Erlebnisse literarisch zu verarbeiten; da kamen dann Rückmeldungen per Mental-Funk wie: ‚Willa wieda ’n Züchozriller schreiben!‘ und dergleichen.
Was bezweckt Herr K. mit solchen Notizen wie den hier notierten? – Hofft er immer noch, dass ihm jemand aus dem Budenzauber heraus hilft; jaharhar, das ist lustig? Fest steht, dass keine Therapie stattgefunden hat, aber das liegt natürlich an Herrn K.; „Sie sind nicht sichtbar geworden, kommen Sie in die Tanztherapie!“
Tja, das geht nun seit 1986; auch ein Leben, aber – es gibt Schlimmeres…
PS: Heute hat K. übrigens „erfahren“, per Pseudo-Hallus wie eben oben angedeutet, nicht per Mental-Funk, dass er sich als Filmregisseur sieht, worüber er selbst grinsen musste; das ist zwar nicht originell, aber mal was Anderes, denn bis vor wenigen Tagen hieß es noch mehrmals wöchentlich, er sähe sich als Züchoteerahpeut. – Ja, wat denn nu, folks; werdet Ihr Euch mal einig, zefix?
(... ich finde es zuweilen erstaunlich, dass überhaupt jemand auf mein Geblödel eingeht... aber ich muss textieren, sonst geht es…