(… fragwürdige fragile Fragmente, ach*…)

Da K. hin und wieder und ein wenig still missvergnügt vor sich hin und von sich weg zu philosophieren pflegt (und sogar hin und wieder was aufschreibt), ist ihm heute neuerlich klar geworden, dass er schon 1984 gar nicht nur in die Klapse wollte, sondern raus aus der Spur, wobei er volles Verständnis dafür hat, dass Leute der Meinung zu sein scheinen, dass jemand, der in die Klapse geht, um aus der Spur zu kommen, in die Klapse gehört. – Das ist Dialektik, Alter!

(… soll lieber arbeiten gehen, der Penner… ist doch wahr… halbes Jahr Tiefbau, denn is‘ Schluss mit Fühlosophie, hähähä… allein, K. kann das nicht abstellen… er hat es ja Dutzende Male versucht, beim runter Reißen von Hilfs-Arbeiten zwecks milder Sedierung des Neocortex usw…. aber das ist alles bloß Probe – im nächstem Leben geht es anders lang, ha…)

Vor allem aber ging es um „Epochenverschleppung“ nach Gregor von Rezzori. K. wollte in eine untergegangene Welt eintauchen oder dergleichen; er kann sich nicht gut ausdrücken, denn er kommt aus dem Osten und die hatten da, wie mehrfach berichtet, zu wenig Buchstaben.

Zu derlei mentaler Akrobatik laden aber die Gebäude von Irrenhäusern geradezu ein, da sie oft aus der Zeit vor dem, und das muss jetzt kommen, Fallen des Vorhangs, Thomas Mann, stammen, und häufig gar an gründerzeitliche Industriepaläste und Gewerbeschlösschen erinnern.

Sogenannte psychisch Kranke scheinen oft Leutinnen und Leute zu sein, die nicht in der Gegenwart angekommen sind nicht nur im Sinne des nicht Ankommens im je nach Standpunkt des Betrachters berühmtem oder berüchtigtem Hier und Jetzt, sondern auch im Sinne von Nicht-Mitgliedschaft in ihrer Peergroup; zum Beispiel oder gar vor allem deshalb, weil sie zu viel Unerledigtes aus den vorhergehenden Generationen mitschleppen.

K. musste fast 60 werden, um bewusst wahrzunehmen, dass einer der Hauptantriebe seines Lebens-Slalom-Laufes darin bestehen dürfte, Anschluss an diese abrupt, wenn nicht brutal abgebrochene kontinuierliche Entwicklung zu finden. Dabei war das eigentlich offensichtlich! Schon als Vierkäsebreit hat er immer dieses komische Gefühl gehabt, wenn er durch Fürstenberg an der Oder, dem altstädtischem Ortsteil von Iron Hut City, getappt ist. Bla.

***

Das gewissermaßen Lieblings-Paradox des K…. Während Leutinnen und Leute meinen, sich über Züchogedöns lustig machen zu sollen oder gar zu müssen, bemerken sie nicht, und wollen es auch nicht bemerken, dass sie während dieses in aller Regel ebenso gehässigen wie bemühten sich in Erheiterung Steigerns grundlegenden psychischen Mechanismen unterliegen, die schon durch frühe Vertreter eben dieses Züchogedöns beschrieben wurden, vor allem Projektionen und Übertragungen. – Das ist Dialektik, Alter!

K. ist wieder einmal stolz auf seinen Tiefsinn und sieht sich dementsprechend gezwungen zum intensiven Putzen seines Spiegels, da dieser von Knutschflecken übersät ist. Allein – wem nützt seine Schlaumeierei?** Eben.

***

Immer einmal wieder, und da ist er nicht der Einzige, wie er immerhin bemerkt hat, parodiert K. diese berühmte Frage „Was tun?“ von Dr. Uljanow, der sich wiederum erklärtermaßen auf Tschernyschewski bezogen hat. Zu dessen gleichnamigen Roman aber heißt es bei Wikipedia:

Eine Nebenfigur, der asketische Intellektuelle Rachmetow, wurde zum Leitbild unzähliger nihilistischer Revolutionäre des zaristischen Russland: Rachmetow unterwirft sich im Roman der Fron niederster Arbeiten wie etwa der der Treidler, um sich die Achtung und Liebe des gemeinen Volkes zu erwerben

Das ist der Oberhammer, um es wieder einmal standesgemäß prollig polternd zu formulieren!

K. hat den Roman nicht gelesen, ja, erst mit 45+ überhaupt von seiner Existenz gehört; gerade im Alter ermöglicht das Internet immer einmal wieder erstaunliche Einsichten, *hüstel*. Dieses Zitat beschreibt jedoch einen weiteren Antrieb des K. beim Durchwanken seines Lebensweges. Wie geht das? – „Gemeines Volk“ ist durchaus zutreffend, denn K. ist, wie auch bereits mehrfach von der vox populi angemerkt, was Besseres

*hüstel*

Herr K. würde sich nicht wundern, wenn sich herausstellen sollte, dass auch derartige gewissermaßen Gedankenspuren wie die in diesem Zitat gepostete irgendwie neurostrukturell gespeichert würden…

***

Immer wieder war K. angestrengt bemüht, im Leben nichts ernst zu nehmen, weil er den damit verbundenen Schmerz unbewusst befürchtete, um nun feststellen zu müssen, dass es langsam ernst wird mit dem Ende des Lebens, ach.* – Das ist Dialektik, Alter!

So weit der heutige Klugschiss zum Tage, frisch aus der Unterschicht, im Abgang herb-männlich-bitter…

** Prof. von Bülow aka Loriot
** „Schlaumeierei“ wird nicht als Fehler angezeigt; „Faszinierend!“, wie Mr. Spock zu Recht angemerkt hätte.

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4 Antworten zu (… fragwürdige fragile Fragmente, ach*…)

  1. Herr Ösi sagt:

    Oha!

    Ich kann wieder kommentieren.

    Ich hab zwar nix zu sagen… sag es aber trotzdem…

    Wünsche einen vergnüglichen Abend.

    • Herr Koske sagt:

      Ha! Herr Ösi, die treue Seele! Und zwar in gewohnter Form!

      (… ich habe die Kommentare abgeschaltet, weil ich mich total verfranst habe und gar nicht mehr zum „richtigem“ Schreiben gekommen bin… is‘ nun ’n bisschen besser geworden…)

      Empfehlen Sie mich nicht weiter (oder wie man da sagt)!

      (… es stimmt was nicht – man kann nicht direkt antworten… Opa muss basteln…)

      • Herr Ösi sagt:

        Versprochen, ich werde nichts verraten…

        Ich werde nur kommentieren, wenn mir was Vernünftiges einfällt… also, praktisch nie…

        (Zieht sich leise auf Zehenspitzen zurück)

        • Herr Koske sagt:

          Beachten Sie, werter Alpinbelletrist (Ist das nicht poetisch? „Alpinbelletrist“!? – Reiner Neid, wie immer!) auch die Unterüberschrift ganz oben, ein Zitat des auch von Ihnen völlig zu Recht geschätzten Meisters Valentin (wobei ich ausdrücklich anmerken möchte, und hiermit in der Tat auch anmerke, dass „Meister“ mitnichten ironisch oder dergleichen gemeint ist)…

          Empfehlen Sie mich bitte nicht weiter! Wünsche angenehmes Abklingen der Woche (oder so ähnlich)!

          Greetings!

          Herr K.

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