Nun, K. sitzt am Schreibtisch und denkt dabei an den ersten Absatz von Herrmann Kants „Aula“, der mit den Worten endet: „… und nennt das alles Arbeit.“ K. hat den Roman nicht hier und hat ihn vor vielen Monden zum letztem Mal gelesen, aber daran kann er sich erinnern.
Der Romanheld Iswall, ein Vertreter der bewussten Teile der fortschrittlichen Arbeiterklasse, ist nach dem nachgeholtem Abi und einem Universitätsstudium ein erfolgreicher Redakteur und fragt sich dennoch und erst recht und zumindest halb im Ernst, ob das nun Arbeit zu nennen wäre, was er da treibt. Wieder einmal ist Psycho-Club, hier in Gestalt früher Prägungen, stärker als die Rahmenbedingungen der sogenannten Realität.
Nein, K. wird nun keineswegs ostalgisch! Er verweist auf den Hit „(Ode) An die Arbeit“ von „Wir sind Helden“, in dem das Problem sich auch als westwindig wirksam erweist. – Oder so ähnlich…
Kant hat einem weiterem seiner Bücher ein Aphobongramm von Brecht vorangestellt, und auch K. fällt an dieser Stelle ein brechtiger Spruch ein. „Als man die Höhen der Kultur erstürmt hatte, stellte man fest, dass gar keine Verteidiger existierten.“ Muaha. Recht hat der Brecht!
K. ist, ohne Ironie usw. gesagt, etwas verwirrt, denn er ist mit Brecht, der natürlich behandelt wurde, nie recht warm geworden. Diese unbehagliche leichte Verwirrung könnte zumindest zum Teil darauf zurückzuführen sein, dass Brecht und Thomas Mann sich nicht riechen konnten.
K. wiederholt sich des Öfteren, wie er bereits des Öfteren angemerkt hat. Es gibt diese grotesk-grandiose Episode, die Therese Giehse erzählt und Katia Mann in ihren „Ungeschriebenen Memoiren“ notiert hat. Giehse hat versucht, denn Frauen sind immer um Ausgleich und Befriedung in Kontakten und Beziehungen bemüht, was sogar K. mit fast 60 immerhin geschnallt hat, zwischen den beiden Schriftstellern zu vermitteln, indem sie zunächst Mann ein Stück von Brecht wärmstens empfohlen hat.
Mann hat das Stück gelesen und angemerkt: „Sieh an, das Scheusal hat Talent!“ Brecht, dem die Giehse dieses Aperçu hinterbrachte, merkte lakonisch an, und eben war „Der Zauberberg“ erschienen, er hätte Manns Kurzgeschichten schon immer gern gelesen.
Warum aber hat sich K. diese vor Jahrzehnten gelesene Anekdote derart nachhaltig eingeprägt?
Weil sie für ihn Bildung im Sinne der Vermittlung von Sichtweisen und Einstellungen bedeutet, als eine Qualität und nicht als Ansammlung von Quantitäten etwa über europäische Königshäuser oder Funktionäre der Arbeiterbewegung oder den Generationswechsel der Moose und Farne usw. usf.** Mit etwa 16 wurde K. eindrucksvoll vermittelt, dass es andere Mittel und Wege geben könnte, und so weit die Theorie, persönliche Animositäten zu klären, als sich die Fressen zu polieren. Voll schwul, Digga, kriegst die Rastung!*
Was wollte K. noch einmal sagen? – Ach ja; er sitzt am Schreibtisch und „hört“ die Mental-Funksprüche ab.
‚Schreib als Hobby!‘, ‚Wieder seine Memoiren!‘, ‚Willa wieda hierbleiben!‘ (K. sollte irgendwo hin wollen und hat die entsprechende Traumprüfung nicht bestanden), ‚Hat die Wende verpennt!‘ (Stasi schreibt wieder Berichte), ‚Geh‘ wieder arbeiten!‘, ‚Sieht sich Tatsache als Nachfolger von Thomas Mann!‘
Usw. usw. usf. – Und ewig murmeln die Murmeltiere.
K. versucht sich gerade wieder an der Niederschrift bzw. Niedertippe von Episoden seines banalen Lebens-Slalom-Laufes, ach. Auf der vor drei Wochen erstellten, yeah, To-Write-Liste sind, hihi, nur noch 33 Stichpunkte abzuarbeiten, aber 61 Geschichtchen hat K. bereits zumindest in einer ersten Fassung erstellt. Die beiden Quasi-Vorworte will er kürzen und zusammen legen, denn Schreiben ist – Streichen, boah…
***
Natürlich könnte es von außen gesehen gewirkt haben, als ob K. spannen würde; was übrigens auch sein Vater getan hat, nicht er.
Das war, und ist, jedoch Spannung etwa im Sinne von ständig in Bereitschaft sein, weil ständig Aktionen, Interventionen, Angriffe usw. erwartend. Vor einigen Monden hat K. das in der Pension erlebt, sinnigerweise an Weihnachten; das fast körperliche Gefühl, dass gleich jemand herein stürmen und ihn attackieren würde, was jedoch, unter anderem, sowohl in einer angeblich therapeutischen WG als auch in dieser Pension tatsächlich passiert ist. Das ist lustich, jaha, höhöhö! Wiederholungszwang erster Klasse!
Woher aber sollten die Leute wissen, dass K. auf seine „Hallus“ gelauscht hat und nicht auf das dämliche Geschnatter die nicht immer situationsadäquaten Rückmeldungen dieser Leute? „Is‘! Nich‘! Besoffnnnäääää! Is‘! Nich‘! Besoffnnnäääää!“ Abgesehen immer davon, dass es sich mit Ohropax in den, Überraschung, Ohren besonders gut lauscht, aharhar!
(… da ist viel Wut, da ist viel Wut… das ist was ganz Altes… bringen Sie das in die Gruppe… la la la… düdümm düdümm…)
Dergleichen fällt K. jetzt ein, zum Teil Jahrzehnte nach den in diesem Kontext erlebten Episoden!!! Tragikomik vom Allerfeinsten! So was gehört doch in ’ne Einrichtung, echt jetzt!
(… aber ist es nicht beeindruckend, wie gekonnt sich K. wieder als Opfer darstellt… also, K. ist beeindruckt… *hüstel*…)
(… ist das was Neues unter den Besten im Westen… nichts Genaues weiß man nicht, doch wir bleiben dran…)
PS: Die „Unfähigkeit“ zu Phantasie hat auch etwas mit Traumata zu tun. K. weiß das, er ist ja so schlau! Und – was hat er davon? Hähä. „Paschke, hör‘ auf zu träumen, wir lernen Phantasie!“ (Aus einem Sketch der „Distel“ vor der Wende.)
** Der alte Sack mimt wieder den Auftragspubertäter, weil er im Unbewussten wünscht, mit einer Gymnasiastin, rothaarig angenehm, Schach zu spielen und dabei die Schlüpferblümchen auf ihrem Blümchenschlüpfer zu zählen, was zu seiner ganzheitlich leibseelischen Entspannung geradezu zwangsläufig beitragen dürfte. Wir bitten um Unverständnis!
** Das Durchnehmen dieses Generationswechsels war die Stelle, an der K. in der 11. Klasse abgeschaltet hat; d. h., die Generalisierung des Symptoms ist weiter fortgeschritten, indem K. seine längst unbewusst gewordene Verweigerungshaltung nun auch auf die Schule ausgeweitet hat. – Weiter voran auf bewährtem Kurs!
Ha! Heute der Herr Ösi mit dem Rotstift! Endlich…
(Ich seh schon die BILD Überschrift: Der Ösi korrigiert Herrn K.)
Doch so weit muss und wird es nicht kommen.
Wenn Herr Ösi fragt: Müsste es nicht Mähwert heißen… statt Märwert?
Natürlich haben deine Texte weder Märwert noch Mähwert.
Weil die Mäh ja nicht lesen tut. Und wenn, wenn sie denn könnte, würde sie lieber von einer saftigen Wiese lesen. Oder von einem Gehörnten. Oder, im Idealfall, von einem Gehörnten auf einer saftigen Wiese. Da aber die Mäh nicht liest, nicht lesen kann, ist der Gebrauch von Mähwert obsolet. Das ist es! Jahrelang hab ich auf das Wort „obsolet“ hingearbeitet. Heute darf ich es hinpinseln, nehm mir einfach die Freiheit heraus, über Märwert und Mähwert schnurstracks auf „obsolet“ hinzutorkeln.
Einen Mehrwert können deine Texte freilich haben. Aber bitte ohne Märwertsteuer… 😉
(Dieser Bullshit wurde Ihnen ungefragt und ohne Märwert gleich zu Wochenbeginn präsentiert)
Die amische Kolte… äh… – komische Alte spricht:
Du solltest mal wieder zum Friseur… 😉
Äh… ich aber auch… Chchch
https://oesiblog.files.wordpress.com/2021/01/herr-oesi-2021.jpg?resize=219%2C219
Schmarrn! Ich tu doch nie nich zum Friesör gehn, wo ich gerade die Haare schön habe!!!
Recht hast du!
Ich war am 20. Dezember das letzte Mal…
… äh… 2019…
Muaha! Ausgezeichnet! Zopf oder Lagerfeld?
(… hat ja kein Friesöhr nich‘ offen… und wenn ich die tolle Tolle selbst schneide, werde ich zugeführt… irgendwas is‘ immer…)
Zopf ist mir zu kompliziert. Bin selbst am Haargummi gescheitert… also, trag ich sie offen… Chchch
Selber schneiden geht seitlich ganz gut. Bloß hinten… nun ja… habe ich noch nicht gewagt…
… ja ja, ich habe bei „Pinterest“ (das ist dieses Frauenmagazin, in dem ich immer ablache), auch coole Apparate gefunden, mit denen man sich beschneiden kann, aber zum Erwerb derselben fehlt es mir an der ausreichenden Menge gängiger Zahlungsmittel… irgendwas is‘ immer… nun lasse ich meine silbernen Locken im Vorfrühlingswind wehen, ach…