Unendlich viel Leid ist in dieser Welt, weil unzählige Leutinnen und Leute überzeugt scheinen, sie müssten „nur“ die oder den finden, um alle ihre Probleme gelöst zu haben, angekommen, „durch“, im Freien, Weitem, Heiter-Leichtem usw. zu sein, kurz, glücklich. Eine milliardenschwere Industrie befeuert diesen Glauben täglich über -zig Kanäle höchst kunstfertig.
So weit, wie gesagt, die Theorie! Immerhin hat K. es mit, igitt, fast 60 nun auch geschnallt, hoho. Ist das nicht toll?
(… Ronald erhält ein Lob…)
Aber K. ist sich auch hier oft nicht sicher, dass diese Wahrnehmung sicher ist; andererseits es ihm ja übel gehen würde, müsste er irgendeine Wahrnehmung ohne sozusagen eingebaute Ambivalenz erleben.
Schließlich ist es K. nicht geheuer, dass er einmal etwas ernst gemeint haben könnte, weswegen er die bisher getroffenen Aussagen wie folgt relativiert…
Dies ist natürlich, *hüstel*, poetische Überhöhung, denn K. hat gar kein Sofa; vor allem deshalb nicht, weil es wegen Freud freudlos für ihn wäre.
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Viele tausend derartiger Aphonbongramme sind im Netz zu finden; reihenweise besser als die gut bezahlten Kreationen von Kreativen wie vor allem (Werbe-)Textern. Ist K. neidisch und eifersüchtig? Erstaunlicherweise kam noch gar keine diesbezügliche Rückmeldung per Mental-Funk, obwohl die dauerhaft kommentierende virtuelle Diensteinheit (DAUKOVIDI) wieder einmal sehr rege war während der letzten Umdrehungen des dritten Planeten im System; sie nennen es „Tage“.
K. ist vor allem resigniert… Lohnt sich alles nichts mehr – alles Haschen nach Wind! Immer wieder fällt ihm sein Kulturschock am Tag nach dem Mauerfall ein. Jahrelang hatte er, als Beispiel, auf eine edle Ausgabe von Hesses „Unterm Rad“ gewartet, mit Leineneinband, Goldschnitt und Lesebändchen und für DaDaeR-Verhältnisse horrendem Preis. Eine sehr rührige Bibliothekarin in der Kaserne, die auch handelte, hatte intensive Beziehungen und hat für das halbe Regiment Bücher organisiert. Ja ja, war nich‘ alles schlecht…
Nun stand K. in einer großen Filiale der Wohlthat’schen Buchhandlungen und war – geklatscht. Nicht nur „gab“ es quasi alle Autoren, sondern von vielen ihrer Bücher gleich mehrere Ausgaben und dazu meist noch mehrere Taschenbucheditionen.
Am Eingang der Verkaufshalle stand ein prall gefüllter Rollcontainer mit schönen Schubern mit fünf bis zehn Bänden, enthaltend etwa gesammelte Stories von Zweig, Hesse, Keller usw. usf. An dem Container hing ein Zettel mit der Mitteilung, dass jeder Schuber für 10 Mark zu haben wäre. Auf Nachfrage winkte einer der Verkäufer ab; er würde für jeden Schuber 5 Mark nehmen.
Gnihi. – War K. nun befreit? – Er hatte ein ganz beschissenes diffuses Gefühl. Alles wertlos, weil alles beliebig, weil alles überall und immer erreichbar. – So was in der Art. – K. hat halt die Wende verpennt, hö hö hö…
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Auch diese Rückmeldung, dass K. die Wende verpennt hätte, kam in den letzten Wochen wieder verstärkt per Mental-Funk. Wieder eine Verdrehung ins Gegenteil! Den Zusammenbruch des persönlichen Systems von Wahrnehmungsmustern, den viele Ossis nach der Wende erlebt haben, nachdem der erste Rausch verflogen und der erste Kater spürbar war, hatte K. schon 86 erlitten. – Planvorsprung, hähähä!
(… K. spricht hier nicht von „Weltanschauung“, weil dieser Begriff negativ besetzt ist und es bei dem angedeutetem Phänomen nicht nur oder nicht vorrangig um politische und ideologische Wahrnehmungsmuster geht…)
Allein, K. genießt sein schmerzliches Martyrium innigst und freut sich auf den Frühling…
In diesem Sinne – immer bereit!!!
Ich will hier nur ein bisschen sitzen, sage ich zur Frau von Herrn Loriot, die meint, ich könnte auch die Zeitung lesen, wenn ich wolle, obwohl ich hier nur ein bisschen sitzen möchte und nicht die Zeitung lesen will. Ich will hier nur ein bisschen sitzen, wiederhole ich, und auf gar keinen Fall möchte ich die Welt retten. Wenn sich der Planet erstmal der Menschen entledigt hat, dann ist die Welt automatisch gerettet. Wenn keiner mehr da ist, dem das Klima oder was auch immer nicht passt, wenn keiner mehr meckert, dann ist die Welt automatisch gerettet, sage ich. Hören Sie, Frau Loriot, hören Sie. Aber sie hört nicht…
Verehrter K., lieber Ronald, bevor ich’s vergesse oder Tage zu spät bin, lieber gleich:
Ich wünsche Dir einen guten Rutsch ins Neue Jahr und alles Gute für 2021. Vor allem Gesundheit. Den Rest kann man irgendwie dingsen…
… mein Herr – Sie verwirren mich… also – noch mehr, als ich eh‘ schon bin… ich bin so stolz und froh, an dieser unserer dynamischen Postmoderne teilhaben zu dürfen, ach…
Danke gleichfalls! (… für mich sind das ja alles ganz „normale“ Tage… und manchmal frage ich mich, was Jesus sagen würde, wenn er sehen könnte, wie sein Geburtstag gefeiert wird… – ich bin aber politisch nach wie vor extreme Ultra-Mitte… und morgen werde ich mir mit zwei, drei Büchsen Hopfenemulsion einen harten Vollrausch ansaufen, um hierauf ermattet auf mein Lotterlager zu sinken…)
(… die müde-harmlosen Phantasien eines verdämmernden Alten, ach…)