(… doppelt hält besser…)
Wie er erst etwa ein Dutzend Male angemerkt hat, sind für K. in seiner nicht reizlosen Arroganz „Ossis“ Baltendeutsche sowie Menschinnen und Menschen aus Ostpreußen oder aus dem Memelland. Die als „Ossis“ bezeichneten Leutinnen und Leute sollten eigentlich „Mittis“ heißen, denn sie sind nach K.’s Dafürhalten Mitteldeutsche.
Natürlich werden solche Behauptungen etlichen Nossinnunnossn überhaupt nicht gefallen, aber das ist K. schnurz und schnuppe, denn er ist mittlerweile völlig vom faulendem Kapitalismus durchseucht. Scheiße nur, dass Sumpfblüten immer besonders prächtig sind, was; jaharhar, auch der Humor kommt nicht zu kurz in unseren Diensteinheiten!
Mindestens paradox könnte in diesem Kontext erscheinen, dass es in der DaDaeR einen „Mitteldeutschen Verlag“ gab. Dessen Publikationen wurden, nicht nur nach K.’s Meinung sehr zu Recht, den Buchhändlern geradezu aus den Händen gerissen. Unter anderem erschienen dort die grandiosen Frauen-Monologe Maxie Wanders, die nicht nur in der Literatur eine Art Erdrutsch ausgelöst haben. War nich‘ alles schlecht, ach…
K. hält es auch an dieser Stelle für angezeigt, wenn nicht notwendig, mit Nachdruck darauf hinzuweisen, dass er kein Revanchist ist, sondern nur seinen herrlichen Kaiser wieder haben will, *hüstel*…
Har har. – Ehrhardt ist immer wieder vorgeworfen worden, er wäre unpolitisch bis bieder. K. kann sich nicht verkneifen, hier wieder, oh Gott, mit Zücho zu kommen; K. hat offenbar nach wie vor Probleme, seine Ambitionen zu überwinden, Unterarzt von Oberbayern zu werden.
Nach der Wende hat man diesen Effekt noch deutlicher ausgeprägt erlebt, da mit dem RealSoz ein globaler Versuch, zunächst durchaus gut und schön klingende Ideale zu realisieren, implodiert war. Es gibt kaum noch Bücher oder Filme, die sozusagen positive Utopien entwickeln; Postapokalypse bis zum Abwinken allüberall. K. wiederholt sich, aber er ist sich dessen durchaus bewusst und er ist zudem überzeugt, dass in seiner Wahrnehmung vielleicht mehr als nur das berühmte Fünkchen Wahrheit stecken dürfte.
K. war zumindest für einige Augenblicke im seltenem Zustand der Sprachlosigkeit, als er erlebte, dass noch ältere Herren als er sich darüber beklagten, dass die Jugend von heute null Bock hätte, keine Ideale mehr entwickeln würde, ängstlich und übervorsichtig auf materielle Absicherung bedacht wäre und überhaupt und insgesamt einen Eindruck von Sattheit erwecken würde, ohne je erlebt zu haben, was Appetit ist usw.
Zunächst ist das wieder diese verbreitete Pauschalisierung nach dem Muster „Gefreiter X. liegt besoffen im Straßengraben – das Heer säuft!“ und dgl.* Die Jugend von heute gibt es nicht; es gibt sehr viele, sehr unterschiedliche Jugendliche. Scheinbar eine Binsenweisheit, aber offenbar nur scheinbar. Korrekt, K. kennt das von sich; es scheint auch viele K.’s zu geben.
Was K. wenigstens für einige, sehr wahrscheinlich vielfach als wohltuend erlebte Augenblicke sprachlos machte, waren die Unfähigkeit und der Unwillen der älteren Herren, den Mechanismus wahrzunehmen, den die Autorin Gisela Steineckert sinngemäß in die Worte fasste, manchen käme offenbar das Verständnis des Zusammenhangs von Ursache und Wirkung abhanden, wenn es um die eigenen Kinder gehen würde. Aber – so was kommt von so was…
Bezeichnend ist, und K. hat das durchaus erkannt, dass K. rund zwanzig Jahre brauchte, um halbwegs deutlich ausdrücken zu können, woher zumindest unter anderem sein nach der Wende immer noch nicht ausgeräumtes Unbehagen kommen könnte. K. scheint dann überhaupt erst klar geworden zu sein, dass er bis zur Wende derart selbstverständlich überzeugt war, in der besten aller Welten zu leben, in der Vernunft und Fortschritt herrschen würden und Mängel und Misstände nach und nach geradezu gesetzmäßig ausgeräumt, dass er diese Überzeugung trotz Fähigkeit und Neigung zum sprachlichem Ausdruck gar nicht reflektieren und verbalisieren zu müssen glaubte.
Süüüß! Ein „nützlicher Idiot“. Dr. Uljanow hat den Begriff in einem anderem Kontext verwendet, aber K. scheint er auch und gerade hier zu passen, weswegen er ihn geleast hat. Mindestens interessant aber könnte erscheinen, dass K. eine ähnliche Überzeugung bei Stefan Zweig in „Die Welt von gestern“ gefunden hat. – Wie das? Größere ontogenetische Unterschiede als die zwischen Zweig und K. sind fast nicht denkbar. – K. wiederholt sich, aber er ist sich dessen durchaus bewusst.
Und nun? Und jetzt? Jetzt ist man quasi oben ohne. Glücklich, die im religiösem Sinne glauben können! Gewiss auch deswegen rennen Jugendliche in die IS-Ausbildungscamps usw.
Was aber nun, um auf den Ausgangspunkt dieser Niederschrift- bzw. Tippe zurückzukommen, sollte man denn nach dem Krieg von jemandem wie Erhardt erwarten, der noch vor dem, endlich wieder ein Thomas-Mann-Zitat, Fallen des Vorhangs sozialisiert worden ist?
… man wird das ja wohl noch sagen dürfen…
PS: K. wünscht sich, im Unbewusstem, geflissentlich zu verehelichen; thx, Frau Dr. Anna Lyse!
* Ja, die militärischen Vergleiche werden immer häufiger; irgendwo ganz tief drin ist K. offenbar der melancholisch ergraute Feldwebel aus der Regimentsbuchhaltung…
Ich habe immer noch nicht raus gefunden, wer die beiden Typen sind, männlich-herb, harzig-holzig. - Hast Du da den, *hüstel*,…