Warum hat Herr K. Schuldgefühle? Nicht nach Fassbinder.*

Bin ich ein Täter? Beim Sammeln der Episoden aus meinem Leben, die „Memoiren“ zu nennen ich paradoxer Weise nicht größenwahnsinnig genug bin, habe ich natürlich etliche Anekdoten aus Gründen zu notieren vermieden.

Zum Beispiel dieses herum Geknutsche mit meinem sieben Jahre jüngerem Stiefbruder. Das habe ich jahrelang praktiziert. War das pubertäre Ersatzhandlung oder bin ich schwul und will es nicht wahrhaben? Dagegen spricht allerdings, dass dieses Geknutsche völlig zwanghaft war und etwas von anfallsartigem Abreagieren hatte.

Es könnte sein, dass ich etwas ausagiert habe, das unausgesprochen in der Familienatmosphäre waberte. Man kennt das, inzwischen gibt es viele Bücher zum Thema. Es könnte aber ebenso gut sein, dass mein Stiefbruder in einer Therapie sich nicht zu Unrecht als Opfer sehen würde. Dies ist eine der auto-mental-masochistischen Phantasien, die in den letzten Jahren in mir umgegangen sind. Es ist immer angenehm, und das meine ich nicht nur zynisch, wenn ich weiß, warum ich Schuldgefühle habe.

Allerdings halte ich es für unwahrscheinlich, dass mein Bruder sich in einen therapeutischen Kontext begeben würde. Das muss er auch nicht; ich bin ja der Symptomträger der Familie, der sozusagen stellvertretend in Behandlung gegangen ist. Auch dazu gibt es mittlerweile sehr viele Veröffentlichungen.

Bla.

* Der sich auch hier wieder zeigende Größenwahn ist störungsspezifisch und kann daher vernachlässigt werden; wir berichteten mehrfach.

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