Jede Menge Szenen; alle nicht bestanden, alle „vergessen“, ach… Am Ende aber, kurz vor halb sechs Uhr morgens, kam Horror nicht nur im übertragen-metaphorischem, sondern im konkretem Sinn. Das erlebe ich ganz selten, wie ich gar nicht selten erwähnt habe. Als preußischer Selbst-Analytiker sehe ich nach dem Aufwachen immer auf die Uhr, um meine freudlosen freudianischen Träume präzise datieren zu können, *hüstel*.
Ich werde in eine Art ausgebauten Keller geführt, in dem jemand Leuten sämtliche Zähne ziehen würde. Das erklärt mir eine Art Stimme aus dem Off. In der Tat treffe ich in dem Verlies einen Mann, der mir in für meine Träume typischer Weise bekannt vorkommt, den ich aber weder im Traum noch im sogenanntem Wachzustand zu identifizieren vermag. Er steht für Jemanden, lautet hier der Textbaustein im Freudeskreis Anna Lyse. Man wird das ja wohl noch sagen dürfen! Dass geträumter Zahnverlust für Verlust überhaupt steht, ist mir durchaus klar, Frau Dr. Anna Lyse!
In der Tat beginnt der Mann einer vor ihm sitzenden Person, die ich sozusagen auch gefühlt nicht kenne, mit Geräten in der Mundhöhle zu hantieren, die nicht nach Zahnarztpraxis aussehen, sondern nach dem Werkzeugkasten eines Hobby-Bastlers.
Dann aber holt er aus dieser Mundhöhle nicht Zähne heraus, sondern eine Art Gesichtsmaske aus dem annähernd zahnfleischfarbenem Material, aus dem die auf den Gaumen aufliegenden Stützplatten von herausnehmbaren Dritten gefertigt werden.**
Auch ich verfüge über solche, ohne Ironie usw. gesagt, Meisterstücke der Handwerkskunst, so dass ich, und das ist jetzt das übliche Löffelchen Sarkas-Mus, mich an mimischem Ausdruck zumindest versuchen kann, den man mit einigem gutem Willen als „Lächeln“ bezeichnen könnte.
Har. Har.
Dieses Gebilde war in der Mundhöhle des „Patienten“, obwohl es das gesamte Gesicht hätte abdecken können. Ein bisschen erinnert es an die beiden das Theater symbolisierenden Masken, die für die Tragödie und die Komödie stehen. Der Ausdruck dieser Maske ist jedoch gewissermaßen zwischen tragischem und komischem Ausdruck depressiv erstarrt.
Eines der Klischees bezüglich Psycho-Club, dass Depression chronisches Heulen wäre. Weit gefehlt! Wenn man heulen kann, ist man nicht (mehr) depressiv, weil Gefühle kommen, weil etwas in Fluss gerät, weil Bewältigung beginnt, da Trauer und Schmerz möglich werden. Depression ist gar keine Gefühle. Alles grauer Beton, alles erstarrende Lava, die alles Leben erstickt.
Hier könnten Tagesreste verarbeitet worden sein von wem auch immer; von der Göttin des ferngesteuerten Traums oder weiß der Kuckuck. – Wieso eigentlich der Kuckuck? Nichts Genaues wusste ich nicht, doch ich bleibe dran! – Übrigens sitze ich, wie ich eben feststelle, wieder einmal mit nicht verohropaxten oder bekopfhörerten Ohren am Gerät und taste in die Tastatur, und bisher kam noch nicht ‚Kuckuck?!‘ Aber vielleicht senden die Mental-Funker das noch.
Gestern habe ich nach „All That Jazz – Hinter dem Rampenlicht“ gegoogelt, dem Filmerlebnis meiner körperlichen Jugend.* Mir ist bezeichnenderweise der Name des Hauptdarstellers nicht eingefallen. Roy Scheider aber spielt in „Der Marathon-Mann“ den Bruder des Helden, welcher eine „Zahnbehandlung“ durch einen mit solchen Foltermethoden vertrautem ehemaligen KZ-Arzt erlebt.
Schließlich habe ich gestern über das mutmaßliche Opus Magnum des ebenso bedauerlicher wie typischer Weise wenig bekannten Schriftstellers Hans Frick gegrübelt, in dem ein ehemaliger Nazi-Täter mit späten Gewissensbissen vergeblich versucht, ein Gerichtsverfahren gegen sich selbst anzustrengen. Der Roman ist das Stärkste, was ich zum Thema gelesen habe.
(… das war wieder sehr durchsichtig, Herr K…. Sie armer, verkannter Prosa-Autor, ts ts… also wirklich jetzt… haben Sie etwas vorzuweisen außer überspannte Fragmente… also, alles klar, kleiner Mann…)
Kurzum hat Herr K. wieder einmal heftige Schuldgefühle und hält sich für das Böse an sich. Das ist aber auch nichts Neues im Südwesten, har har… (?)
Bla.
** Es ging mir schon damals nicht um Ruhm und dergleichen Edel-Schmarren, folks. Vielmehr war dieser Film für mich das Beispiel für einen gewissen fließenden Übergang zwischen Dichtung und Wahrheit, der mich damals schon beschäftigte und den ich als etwas Zeittypisches wahrnehmen zu sollen zunehmend überzeugt schien. Tandaradei!
** Quelle.
Ich habe immer noch nicht raus gefunden, wer die beiden Typen sind, männlich-herb, harzig-holzig. - Hast Du da den, *hüstel*,…