„Er dichtet doch nich‘, er dichtet doch nich‘!‘

Das kam nicht jetzt als Rückmeldung per Mental-Funk, aber es kam des Öfteren in der jüngeren Vergangenheit und kommt bestimmt wieder. Auch wurde in den letzten Tagen immer wieder etwas des Inhalts gesendet, ich wolle mit Tagebuch Schreiben berühmt werden. Okay, hier also meine „Tagebuchnotizen“ bzw. eigentlich Nächte-Buch-Einträge, denn es war wieder krass mit den Träumen bzw. „Träumen“.

In gewissem Sinn und Maß passende Lektüre. Bla.*

Völlig neben der Spur; ich falle nicht wie in tausenden Träumen aus der Situation heraus, sondern komme gar nicht erst hinein. Eine Art „emotionale Verblödung“, die mich nicht begreifen lässt, was da zwischen den Leuten abgeht.

Dergleichen habe ich in der sogenannten Realität vor allem während der Abiturstufe erlebt. Die Jungmänner haben sich in den großen Pausen im Kreis aufgestellt und sich gewissermaßen die Bälle zugespielt. Geplänkel mit Wortgruppen, die man sich geradezu genüsslich zugeworfen hat. Ich habe mit blödem Grienen dabei gestanden und kein Wort verstanden. Das war schlimmer als verdroschen Werden. Zu meinem leisem Erstaunen bin ich in der Schule nie verdroschen worden, aber ich kannte diesen intensiven Körperkontakt aus dem Elternhaus.

Aber da war auch immer geradezu schmerzhafte Hoffnung! Dieser Blick die Straße entlang, zu einem Horizont! Gegenüber war das sogenannte Mittelganghaus, das für mich eine Art Weltläufigkeit oder dergleichen hatte, was nicht zuletzt deshalb nicht völlig schräg war, weil dort Leute aus -zig Nationen wohnten.** Da war atmosphärisch etwas von lichter Weite oder dergleichen; irgendwann würde ich trotz allem ins Freie kommen. Hähä – war ja wohl nix…

Dutzende bunte Szenen, an die ich mich nicht erinnern kann oder nur sozusagen in Bild-Fetzen. In einigen geht es um eine Wohnung oder dergleichen, die sich über mehrere Etagen erstreckt.

Diese Traumsequenzen könnten sich auf eine in der sogenannten Realität existierende WG beziehen, die sich über die zwei obersten Etagen eines großes Gründerzeit-Blocks erstreckt und bei der ich mich beworben habe, weil ich sowieso keine Wohnung kriege und weil ich mich in der Wohnung noch mehr nach innen krümme werde als jetzt, heule heule.

Das war ’n toller Satz! „Das Essen war wieder furchtbar!“ – „Genau, und dann die kleinen Portionen!“ Ja ja, ich bin Antisemit! Is‘ ’n jüdischer Witz, logo!

Die Bewerbung dürfte sich erledigt haben, denn ich habe ziemlich heftig nicht bestanden, bla. Wie aber erkläre ich das meiner Sozpäd, die gar keine Sozpäd ist? Das sehe ich dann am nächsten Dienstag, blubb.

Geht das jetzt mein Leben lang so weiter? Bestehe ich nie und lande demzufolge auch nie in der sogenannten Realität? Und – „Wer hat sich das ausgedacht?“; Zitat Nina Hagen, anerkannte Vokalkommunikatorin. Auch das werde ich wohl nie erfahren. Sehr wahrscheinlich wird tatsächlich auf meinem Grabstein stehen: „Hier ruht der teure Asymptote – er war immer dichter dran!“ Aharhar, lustich!

Beim Sammeln von sozusagen Lebensepisoden, die ich nicht „Memoiren“ nennen will, habe ich mich um die Niederschrift einer sich immer wieder wiederholenden Episode herum gemogelt. In meiner körperlichen Pubertät habe ich oft beim Antreten vor dem Einlass ins Schulgebäude gespürt, wie sich sozusagen mein Ich entleert hat, wie irgendwie die Luft raus gegangen ist.

Mit heutigen Begriffen würde ich sagen, dass ich mich nicht oder nicht mehr abzugrenzen vermochte und in dieser Art Identitätsdiffusion mich quasi aufgelöst habe in der jeweiligen Situation wie Salz in Wasser. – Meine Güte, wie poetisch! – Ich habe immer wieder versucht, bei mir zu bleiben, und dann resigniert den Klassenclown gespielt.

Womöglich hatte die Klassenleiterin doch Recht, die anlässlich eines Ausflugs dermaßen heftig mit dem Zaunpfahl gewunken hat, dass sogar ich emotional Zugesperrter etwas geschnallt habe. Sie erzählte da von Leuten, die von Störungen des schizoformen Spektrums betroffen waren. Vielleicht ist mein damals beginnendes Herausfallen weder nur durch meinen inneren Schwur, nicht mehr mitspielen, mich emotionaler Beteiligung zunächst im Elternhaus verweigern zu wollen, noch nur durch beginnende pathologische Veränderungen verursacht, sondern die Erklärung dieser schleichenden Desintegration liegt in der Mitte.

Bla. – Nein, ich drehe nicht durch; das kommt dauernd per Mental-Funk. Das geht nicht, Akku leer, heule heule.

Aus Gründen, die ich nicht verstehe, sind die „Rückmeldungen“ noch leiser geworden; ich höre bzw. „höre“ manchmal nur noch Wortfetzen. Es sind aber „die üblichen“; ‚Trinkerheilanstalt‘, ‚Geschlossene‘ usw. usw. usf.

Das mit der Trinkerheilanstalt ist echt der Hammer! Zum letzten Mal Alkohol habe ich im Frühjahr 2015 getrunken; eine kleine Flasche Bier bzw. „Bier“, kredenzt von meinem Nachbarn, dem ich WLAN eingerichtet hatte. Seitdem habe ich nicht deshalb nichts getrunken, weil ich als Schlucki abstinent zu bleiben versucht habe, sondern weil ich überhaupt kein Bedürfnis nach dem Verzehr mental illuminierender Getränke hatte und übrigens auch gar keine Gelegenheit dazu.

Tja, wenn ich nicht aus dem Trott komme, kommen die auch nicht aus den Dauerschleifen…

So weit wieder die unfrohen Erlebnisse einer Marginalperson – ich bitte um weiteres Unverständnis!

** Zu dem Buch werde ich sehr wahrscheinlich noch, *hüstel*, ein Posting posten, denn dies Werk ist, polterprollig dynamisch zupackend gesagt, der Oberhammer.
** In den zum Teil dunkelroten zweistöckigen Gebäuden im Vordergrund war die Erweiterte Oberschule erweitert allgemeinbildend untergebracht, in der ich trotz äußerster Unreife ein Reifezeugnis mit dem unbefriedigendem Prädikat „Befriedigend“ erworben habe. Auch diese Häuser dürften inzwischen rückgebaut sein, heule heule.

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