Schnappschüsse. Quasi. (Es  v e r s u c h t, sich kurz zu fassen.)

Eine wirklich voll fette Frau, und: nein, das ist nicht frauenfeindlich, auf einem Fahrrad (das natürlich „Platte“ hatte, obwohl die Reifen bzw. Schläuche sicher prall aufgepumpt waren), amüsiert sich köstlich, als sie mich vorbei joggen sieht… verdrehte Welt… natürlich habe ich mich nachher in der Sanitärzelle eingeschlossen und bitterlich ins Handtuch geschluchzt, wie es meine Natur ist…

***

Ich „erkunde“ tatsächlich die Stadt im Dauerlauf und das hat echt was. So ist der Bereich, über den man sich geeinigt hat, dass er die Realität wäre, auch für mich zu ertragen, ja, sogar in Ansätzen angenehm. – Bis auf diese Episödchen wie die eben oben gepostete, versteht sich!

Ja, aber wie soll das gehen? Ich kann nicht den ganzen Tag durch die Stadt hasten und damit Geld verdienen. Doch, kann ich! Zum Beispiel als Fahrradkurier! Der Gedanke geht mir nicht aus dem Kopf. Zumal ich nicht mehr gruppenfähig zu sein scheine, wie mein letzter Arbeitsversuch gezeigt hat, und ich eigentlich auch nichts mehr daran ändern will.

Deshalb könnte Rikscha-Fahrer mit Vorbehalt auch was für mich sein. Das wäre vielleicht fast wieder zu eng, andererseits ich da meine Neigung, sturzbachartig Text abzusondern, sinnvoll „umwerten“ könnte, indem ich Touristen münchensüchtig quassele. Aber ich glaube, da bin ich nicht lebensprall-dynamisch genug, bla.

***

Trotzdem mir seit vielen Monden klar ist, dass und warum ich mich als mobiler Container für Übertragungen und Projektionen anbiete, bin ich doch immer wieder überrascht.

Zum erstem Mal stutzig geworden bin ich bereits 1999. Da hat nahe des Hauptbahnhofes in M eine mit ihrem amtlich Begattungsberechtigtem an mir vorbei gehende Frau wütend etwas mit „Milieutherapie“ gezischt. Jahre später, sooo süß, ist mir klar geworden, was die meinte. Die glaubte, das Wort hätte etwas mit „Milieu“ im Sinne etwa von Bahnhofsmilieu zu tun, aharhar.

So weit, so ungut! Einstein, nicht wahr; Dummheit und Universum.

Allein, 2014 in Iron Hut City ging auch das wieder los. Da grölten Viertelstarke in der Lindenallee mir etwas aus dem Fenster hinterher, das auf Schwuler und Stricher „hinwies“. Nun weiß ich, wie gesagt, warum ich Übertragungen auslöse, aber manchmal bin ich dann doch sprachlos.

Das könnte tatsächlich alles auf die „Elfe“ mit den roten Haaren bis unter den Hintern zurückgehen, in die ich mich 1984 irrsinniger Weise in der psychotherapeutischen Station in Berlin-Hirschgarten verknallt habe. Der Papa war nicht nur bei denen, sondern wohl gar bei der Elite der Elite, der HVA; das weiß ich aber nicht mehr genau. Ach, war ich herrlich naiv! Ohne Ironie! Schon beim zweitem Mal, als ich sie in diesem seltsamen Wohngebiet in Friedrichshagen besucht habe, schmachtend verschmelzend, fuhr einer dieser LADA mit vier Herren im Anzug an mir vorbei, die glotzten, als hätte ich ’ne Bombe in der Tasche.

Die hat „eine Rolle gespielt“, das war mir schon klar, und offensichtlich nicht nur mir. Ich hatte über diese Neigung der vorwiegend hysterisch Strukturierten, Helden aus Filmen oder Büchern „nachzuspielen“, in dem Fachbuch des Klinikchefs gelesen, das ich bezeichnenderweise vor der Therapie gründlich durchgearbeitet hatte. Da war diese Episode zwischen Baracke und künstlicher Ruine. Ich hatte eine Granate eingeschmuggelt, was tut man nicht alles. Die hat die Flasche einmal angesetzt und, schwupp, war ’n Viertel des Inhalts weg. Ich war nicht nur baff, sondern habe auch deutlich gemerkt, dass die jetzt gewissermaßen in einer Rolle war.

Welche, konnte ich ja nicht wissen, weil ich aus Prinzip keinen Fernseher hatte. Buch und Film von „Christiane F.“ habe ich erst einige Jahre danach gelesen und gesehen.

Warum ich gerade jetzt darauf komme? – Vor ein paar Tagen ist bei meinem Joggen ein Kleinwagen mit Viertelstarken an mir vorbei gebrettert, und einer hat aus dem Fenster gebrüllt: „Hurenbock!“

Wenn die operative Zersetzung noch dreißig Jahre nach der Wende nachwirkt, muss ich immer wieder sagen – gute Arbeit, Nossinnunnossn! Hut ab! Denn selbstverständlich hatte ich nie homosexuelle Kontakte usw. Alles wieder einmal Projektion. Der gelernte DDR-Bürger sieht sich nach der Wende mit der Tatsache konfrontiert, sich verkaufen zu müssen und das verständlicherweise daraus resultierende Unbehagen muss irgendwohin abgeleitet werden…

So weit wieder der Klugschiss to go aus der Unterschicht! Old Ron geht jetzt wieder rennen, was seinen konstitutionell fixierten Drang dämpfen wird, Witwen zu grillen, ha!

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34 Antworten zu Schnappschüsse. Quasi. (Es  v e r s u c h t, sich kurz zu fassen.)

  1. Gisela Schall sagt:

    „…Eine wirklich voll fette Frau, …“

    Hm… ja und? Offensichtlich ist sie dazu imstande, sich zu amüsieren…?
    Vielleicht hat sie Dich und sich in Gedanken in einem Film gesehen „Der Jogger und die voll fette Frau“… Und hat sich köstlich amüsiert, dass in dieser vereinsamten Corona-Zeit trotzdem noch zwei Menschen sich bewegender Weise an die frische Luft gewagt haben. Ihr waren die platten Reifen egal, Hauptsache draußen… und schön, dass der Herr Koske auch da ist, noch ein Mensch, der sich bewegt!

    Na ja, im Zweifelsfalle, hättest Du ihr auch zurufen können „Schönes Wetter heute, was?!“… Manchmal, manchmal… ergeben sich aus so was so was wie Gespräche… Unterhaltungen, Kommunikation?

    • Herr Koske sagt:

      … diese Geschlechtssolidarität an der falschen Stelle macht mich verstummen – aber nicht zu früh freuen, nicht für lange…

      • Gisela Schall sagt:

        Das ist keine Geschlechtssolidariät… es hätte ja auch ein voll fetter Mann auf einem Fahrrad sitzen und sich amüsieren können, das sind doch alles Menschen…! Und ob das an der falschen Stelle ist… für mich ist das an der richtigen Stelle… zwei Sichtweisen,…

        • Herr Koske sagt:

          … ich habe überhaupt nicht bestritten, dass das eine Menschin war… ich hatte mir nur erlaubt festzustellen, dass es halt auch ’ne Vollidiotin war…

          • Gisela Schall sagt:

            Herr Koske,
            mir geht es nicht darum, mit Dir zu streiten, obwohl auch sowas manchmal recht vergnüglich sein kann…,
            ich möchte das von mir Gesagte/Geschriebene auch nicht als persönliche Kritik an Dir verstanden wissen, ich will nur verschiedene Arten von Sichtweisen aufzeigen. Und letztendlich: Was kümmert es Dich, was die Leute denken? Du lebst Dein Leben! Oder nicht?

            • Herr Koske sagt:

              Frau Schall! Sollte ich den Eindruck erweckt haben, zur Absolvierung einer Streitung entsprechende Einleitungen angefangen zu haben, so trügt dies; ich bin weder konfliktfähig- noch willig und muss außerdem zum Friseur…

              (… vor lauter Einnehmen aller möglichen Standpunkte kann man sich auch auflösen… ich wollte einfach mal richtig rotzig doof dreschen… dumme Dicke… basta… so…)

              • Gisela Schall sagt:

                (na ja und die dumme Dicke hat sich eben richtig rotzig doof amüsiert).

                Jeder/m sein Vernügen…

                Guten Start in die neue Woche!

                (Friseur eventuell wieder ab 4. Mai…)

                • Herr Koske sagt:

                  Schwester Gisela! Sie brauchen Ihre Kräfte für das richtige Leben! Es erscheint aus Sicht der Großen Supervisionsgruppe für deutschsprachige Macronesier (GROSUGRUDEUMAC) unangemessen, um halb zwei durch das Bloghaus des zwielichtigen K. zu schlurfen!

                  Emm eff Geh

                  (Unleserlich)

                  PS: Habe Sie Spaß im Garten!

  2. Gisela Schall sagt:

    „Trotzdem mir seit vielen Monden klar ist, dass und warum ich mich als mobiler Container für Übertragungen und Projektionen anbiete, bin ich doch immer wieder überrascht.“

    Wer sich zum Container macht?… – ist selber Schuld?
    Wahrnehmung ändern, raus aus de Kartoffeln… agieren, fragen… „Mileutherapie“? „Was genau meinen Sie damit, werte Dame, das interessiert mich!“ (freundlich). Das nennt man glaube ich sowas wie „Überraschungseffekt“? Nur wer Angst überwindet, kann mutig sein.
    Und nicht immer, aber öfters, ergeben sich aus solchen Situationen ganz neue Perspektiven?

    Du bist ein sehr gedankenreicher Mensch, das ist ´ne Begabung und ein Geschenk „des Himmels“ (das sollte förderlich auf Deine schriftstellerischen Aktivitäten wirken), einige Menschen sind von „sich Gedanken machen“ verschont… Strategien und Dialoge, – aus Deiner Begegnung mit der wirklich voll fetten Frau könntest Du ´ne Geschichte machen abseits von Psycho?

    • Herr Koske sagt:

      Übertragungen werden durch sogenanntes unbestimmtes Verhalten provoziert; schrecklich vereinfacht gesagt, muss man, wenn Leute „nichts mit Einem anzufangen“ wissen, damit rechnen, dass diese Leute entscheidende Erlebnisse mit entscheidenden Personen aus ihrer Vergangenheit in Einen hinein sehen; dieser Prozess läuft unbewusst ab auch dann, wenn man ihn rational erfasst hat. Dieses unbestimmte Verhalten habe ich seit Einsetzen der (körperlichen) Pubertät praktiziert, und zwar nicht, weil ich mich als Therapeut gesehen hätte, sondern aus einer mit dem Einsetzen besagter Pubertät beginnenden Identitätsschwäche heraus; jetzt wurde offensichtlich, dass mir eigener Antrieb fehlte, weil das „ad gredi“ (daraus abgeleitet „Aggression“), der neugierige, forschende, freundliche usw. Drang zu Menschen hin, bei mir, milde formuliert, früh gedämpft wurde. Außerdem habe ich mir dieses unbestimmte Verhalten als Schutzmaske gegen die Identitätsschwäche von meinem Vater abgesehen, einer vertriebenen Vollwaise usw.

      Bei Freud war das ähnlich; nein, ich bin nicht größenwahnsinnig. Er war in gewissem Sinn und Maß gleichfalls der Sohn eines Vertriebenen, ist recht abrupt aus einem Jahrhunderte organisch gewachsenem Kulturraum heraus gelöst worden. Er hat aber „was draus gemacht“, da er die daraus resultierende gewisse Identitätsschwäche (die zum Beispiel auch in der Literatur zunehmend thematisiert wurde, siehe etwa als gewisse Krönung der Bearbeitung des Themas Musils „Mann ohne Eigenschaften“) „umgewertet“ hat als therapeutisches Werkzeug, indem er durch unbestimmtes (vor allem extrem zurückhaltendes, nicht wertendes, nicht kommentierendes usw.) Verhalten bei seinen Klienten Übertragungen provozierte, durch deren Analyse günstigenfalls zu erkennen war, durch welche prägenden Kontakt- und Beziehungserfahrungen in der Vergangenheit die Symptome ausgelöst wurden, die den Klienten zum Abhängen auf Anna Lyses Couch veranlasst haben.

      Nicht verzagen – Koske fragen!

      Unser Ronald weiß Bescheid,
      in so mancher Kleinigkeit,
      doch auch in den großen Sachen,
      die uns allen Ärger machen!

      (… ich kann das auch, was Genosse Honecker konnte, hoho…)

      In diesem Sinne – an Guadn! (Ost-Koske macht Tomaten-Thymian-Bratlinge mit Tomatenreis, hach!)

  3. Gisela Schall sagt:

    Ja nun… vereinfacht dargestellt/geschrieben… dran arbeiten.
    (Frau Schall hat sich Kichererbsen/Cornflakes/Haferflocken/Mehl/Speisestärke/Bärlauch/Petersilien-Bratlinge gemacht. Dazu Löwenzahn-Barläuch-Petersiliensalat mit veganer Mayonaise à la Öl, Senf, Aceto Balsamico, Salz, Pfeffer. Und´n halbes Glas Rotwein dazu. Soll gesund sein.
    Ebenfalls an Guadn!)

  4. Gisela Schall sagt:

    Ronald weiß Bescheid,
    in so mancher Kleinigkeit,
    doch auch in den großen Sachen,
    die uns Freude machen!

    … ein bisschen Necken… muss sein…

    • Herr Koske sagt:

      … na ja… – auch daran kann noch gefeilt werden… aber gut, Gisela, Du darfst den Klassenraum zum Kirschen Klauen gehen verlassen…

      • Gisela Schall sagt:

        … die Vorlage stammt von Ihnen…
        (… ich bin gar nicht im Klassenraum, 😯 …die Kirschen wachsen auf dem Baum im Garten…bis sie reifen, muss ich warten… )

        („Es war einer dieser Nächte, in denen der Wind leise flüsternd und dann immer stärker und fordernder alle Kirschblüten von den Bäumen wehte. Sie hoben an zum Flug und wirbelten tanzend durch die Nacht…“)

        • Herr Koske sagt:

          Lass! Old! Ron! Doch! Den! Kleinen! Humor! Er hat doch sonst nix…

          Übertragung! Ich dachte an etwa 1973, als ein halbes Dutzend Jungen mitten im Deutschunterricht aufgestanden ist, um Kirschen zu klauen… leider war das eben nicht nur lustich… bla…

          Woher stammt das Zitat, bitte recht sehr?

          • Gisela Schall sagt:

            Ich hatte den Blogbeitrag über die Jungens und die Kirschen schon einmal gelesen. Ich hab ihn nochmal gelesen. Du bezeichnest Dich dort als ein Monstrum. Für mich hattest Du sowas wie einen Schock (?), der sich auf vielerlei Weise auswirken kann. Ist auch eine Art Selbstschutz. (Ich habe eine ähnliche „Abwesenheit“ und doch „Vorhandensein“ bei einem von mir unverschuldeten Unfall 2013 erlebt. Danach bin ich im „Aufwachraum“ nach 24 Stunden Vollschlaf wieder aufgewacht.)
            ********
            Das Zitat ist mir heute Nacht eingefallen, also es stammt von mir, ich hab es noch ein bisschen umgeschrieben:

            „Es war einer dieser lauen Frühlingsnächte, in denen der Wind leise flüsternd und dann immer stärker und fordernder alle Kirschblüten von den Bäumen wehte. Sie hoben an zum Flug und wirbelten tanzend durch die Nacht…“

            (Ich hab mich tatsächlich aufgerafft und dann noch ein bisschen weiter geschrieben und in meinen googlemail-Entwürfen gespeichert). Scheint Dich irgendwie anzusprechen?

            • Herr Koske sagt:

              … mich deucht, das ist gut… das ist sehr angenehme Prosa (Dein Zitat Deines Textes)… äh – ernst gemeint…

              (… es ging um dieses „Ausschalten aller Gefühle“, noch dazu in einer Situation, die nicht wirklich bedrohlich war… der Typ war so schlaff, der wäre nie auf den Baum rauf gekommen…)

              • Gisela Schall sagt:

                … danke für Dein Kompliment, das freut mich sehr!

                …was nicht wirklich bedrohliche Situationen angeht, es gibt Menschen, die fallen in eine Schockstarre, wenn sie Spinnen sehen. Ich denke, es kommt darauf, wie der Junge, der Du damals warst, das erlebt hat. Und da kann schon so was wie ein Schockzustand entstehen oder wie Du es beschreibst, das Ausschalten aller Gefühle (mir fällt dabei wieder diese in einem Deiner Blogbeiträge geschilderte Prügelszene ein.) Ob es da eventuell Zusammenhänge gibt, vermag ich nicht zu beurteilen.

                • Herr Koske sagt:

                  … das ist mir schon klar, dass das alles relativ ist…

                  (… es hätte mich doch sehr gewundert, wenn Du nicht auch Schreibversuche unternommen hättest…)

                  • Gisela Schall sagt:

                    (Gedanken niederschreiben, das war so mit 16, dann wieder später, Märchen, Gedichte… Philosophisches…)

                    • Herr Koske sagt:

                      … na ja – mit 16 machen das ja viele… allein, mich möchte dünken, da könnte vielleicht mehr sein… (siehste, jetzt fange ich auch damit an – anstatt selbst produktiv zu werden, will ich Andere motivieren… hähä…)

                    • Gisela Schall sagt:

                      Nicht jede/r, die/der (zur Zeit) keine Lust/Zeit hat eigene Produktionen mit der Weltöffentlichkeit zu teilen, ist unproduktiv.

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