Noch mehr Postapokalypse – sollte ich wieder Briefträger werden?

Ach, wenn dergleichen nur nicht immer so perfekt gemacht wäre! Ich musste an mein erstes Erleben eines Computerspiels denken. 2000 bin ich zufällig auf „Half-Life“ gestoßen worden und war sprachlos. Sprachlosigkeit ist bei mir jedoch ein seltener Zustand. Es kann aber sein, dass dies bereits bekannt ist.* Ein Spielfilm, in den man „hinein gehen“ kann. Ich war dann ein bisschen stolz, als ich feststellen musste, dass die Abenteuer bzw. „Abenteuer“ Gordon Freemans als Meilenstein der Game-Geschichte gelten; aus mehreren triftigen Gründen, die man gefälligst googeln kann. Aber wieder schien es, als wäre ich in Wahrnehmung und Urteil nicht ganz aus der Welt gefallen, oh schöner Schmerz…

Nun gibt es tatsächlich Spiel-Filme, ha! Ja, jede Menge Gewalt, jede Menge Blut! Aber dazu sage ich jetzt nichts. Das ist nicht das Wesentliche. Ich habe auch im Unbewusstem nicht im Mindesten die Absicht, im benachbarten Gymnasium mit Tafelschwämmen zu schmeißen. Alles klar? Aber trotzdem weiter im Auge behalten, den Mann. Ich würde mich auch überwachen lassen! Lieber überwacht werden als gar nicht wahrgenommen. „Sich zeigen und gesehen werden“ scheint der Haupt-Antrieb dieser Zeit. Da ich mich quasi verstecke gerade dann, wenn ich einmal etwas halbwegs fertig habe, habe ich keine Chance. Ich weiß das und weine darob gern und innig in Kissen und Handtücher.

Die Anfangsszenen von „The Last Of Us“ erinnern mich natürlich an den coolsten Cop aller Zeiten umsichtigsten und einfühlsamsten Sheriff von Indiana, Chief Hopper. Das ist nicht nur witzig, weil auch Joel in „The Last Of Us“ seine Tochter verloren hat und dann eine Art Ersatztochter im mehrfachen Sinne begleitet. Im nächsten Leben habe ich auch so ein Töchterchen! Es kann sein, dass ich auch das schon gesagt habe. Man wiederholt sich im Alter, wie ich wiederholt angemerkt habe. – Genau, das arme Kind!

Auch erscheint es mir nicht als hysterische bzw. neuerdings histrionische Panikmache, wenn ich auf die gegenwärtigen Ereignisse in China verweise. Dichtung und Wahrheit im fließenden Übergang. Ist das einer der Gründe, warum diese postapokalyptischen Szenarien immer zahlreicher werden? Natürlich hat es wohl auch damit zu tun, dass nach der Implosion des sogenannten realen Sozialismus sozusagen positive Utopien kaum noch möglich oder sogar lächerlich und jedenfalls uncool erscheinen. Aber könnte es sein, dass mit diesen unzähligen Filmen, Büchern und Games eine mentale Einstimmung der Massen auf möglicherweise zu erwartende Szenarien in der sogenannten Realität erfolgen soll? – Dieser Gedanke aber könnte bereits Projektion sein…

Die unverständlichen, aus Gründen emotional unzugänglichen Eltern insbesondere in der frühen Kindheit werden in alle möglichen Verantwortlichen und Leistungs- wie Entscheidungsträger usw. hinein gesehen. Nein, das ist keine unzulässige Psychologisierung!

Was ist „Weltuntergang“? Ich hatte dazu schon einmal etwas gepostet. Das Problem insbesondere der Hysterischen bzw. jetzt wohler klingend Histrionischen. Das Über-Ich, vereinfacht gesagt die gesetzgebende Instanz, ordnet aus triftigen Gründen Bewegung an: „Du musst Dein Leben ändern, Du musst Dich ändern, Du musst aus der Spur kommen!“ Diese Anweisung oder zumindest dringende Empfehlung kommt aber nicht beim, vereinfacht gesagt, bewussten Teil der Psyche an, beim Ich, sondern beim untergründig-unbewusst-triebhaften Es. Dieses empfindet: „Hilfe, ich sterbe, die Welt geht unter, Mutti**, Polizei, Katastrophe!“

Dies zum Einen. Zum Anderen hatte ich schon mehrfach etwas zu Zombies gesagt. Deren inflationäres Auftreten in Filmen, Games und Büchern könnte darauf hindeuten, dass sehr viele Menschen diesen scheinbar unerträglichen Zwischen- und Schwebezustand zwischen nicht leben und nicht sterben Können sehr ungut kennen. – Nein, ich projiziere nicht meine Situation, Frau Dr. Anna Lyse! Aber danke!

Was, wenn dieses Goethe-Wort „Nichts ist schwerer zu ertragen/als eine Reihe von guten Tagen!“ weit über das mehr oder weniger neurotische Individuum hinaus gilt? Ich muss wieder an Stefan Zweigs „Welt von gestern“ denken. Ich hatte die ohne Ironie gesagt erschütternde Erkenntnis ähnlicher oder gar gleicher Wahrnehmungsmuster bei denkbar verschiedenen insbesondere ökonomischen Rahmenbedingungen. Es ist geschafft, Fortschritt und gesunder Menschenverstand haben sich durchgesetzt, Probleme werden vernünftig geregelt, die Entwicklung ist logisch, angemessen und nachvollziehbar Usw. usw. usf. Sinngemäß. Das war aber auch mein sozusagen Grundempfinden als, Zitat Dr. Uljanow, „nützlicher Idiot“ der DDR!!! Wie das? Ein Zweig ist doch Lichtjahre entfernt von mir ambitioniertem Proll???

Genau das ist vielleicht nicht auszuhalten, siehe Goethe. Ohne sarrazynisch zu werden, muss ich konstatieren, dass ich auch als vierfach verhartzte Marginal-Person menschenwürdig leben kann und dies sogar als sich vegan Ernährender. Allerdings rauche und trinke ich nicht und gehe nicht mit Frauen in Schuhläden usw.

Desto mehr Wohlstand, desto dringender wird womöglich die Forderung, sich der eigentlich menschlichen Ebene zuzuwenden, dem Psycho-Club. Weg damit! Unerträglich! Hier ist zudem nach meiner erfreulich unmaßgeblichen Erfahrung die Quelle des berüchtigten Jammerns auf hohem Niveau gerade in D.

Es könnte sein, dass dann jedes Mal wieder Rabatz und Horrido gemacht wird und der erreichte materielle Standard buchstäblich in Schutt und Asche gelegt. Das muss umso mehr auffallen, als man nach unglaublichen 75 Jahren Frieden überhaupt einmal bereit scheint, sich etwa der immer erneuten Weitergabe von Traumata auch nur zuzuwenden. Usw. Geschichte scheint auch immer Geschichte von Traumatisierungen. Was heute erforscht und als oft behandlungsbedürftig gesehen wird, scheint über Jahrtausende für viele Millionen Menschen der meist unausweichliche „Normalfall“ gewesen zu sein.

Diese postapokalytischen Szenarien in Games, Bücher und Filmen könnten die künstlerische Widerspiegelung und in gewissen Maße Verarbeitung dieser Problematik sein…

So weit wieder der Klugschiss to go vom Tage vom unteren Rand! Ich kann nicht anders – vergib mir, herbe Dame Welt!

(… Old Ron muss das Wunderkind spielen, weil er zu viel Dunkles in seiner Seele zu verbergen hat, genau… auch reden Kinder dann viel, wenn sie sich nicht zu fragen getrauen, wo die Kinder herkommen… aharhar…)

In diesem Sinne – bla

** Eigentlich aber habe ich mich „mit Wörtern zu beschäftigen“ begonnen, weil ich einsehen musste, dass es mir in entscheidenden Momenten an Worten fehlt. „Die Dinge so zu sehen, hieße, die Dinge zu genau zu sehen…“ Äh… – „Hamlet“? Is‘ Wurscht!
** Dies ist keine Anspielung auf die ehrenwerte Frau Dr. Merkel, die mir ermöglichte zu erkennen, dass Festkörper nichts mit Parties zu tun haben. Sooorry! „Ein bisschen Spaß muss sein!“ Es muss keiner mit schunkeln!

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