… ich habe nichts mitzuteilen…

… deshalb schreibe ich nichts…

Gelernt habe ich, dass mit Taxen kein Umzug gemacht wird; der gute Mann hat aber ’n Auge zugedrückt, nicht beim Fahren, und ich habe dann auch rund 14% Trinkgeld rüber wachsen lassen, ich habe doch die Kohle, Alter! Aber das hat sich einfach so gehört, wie mich dünken möchte, denn ich wäre sonst voll ins Knie ejakuliert gewesen. – Ich wollte mich wieder einmal massennah ausdrücken, und dass ich zuweilen zu denken pflege, habe ich erst ca. 100 Mal erwähnt…

Jetzt habe ich alles hier und harre der kargen Möblierung in der nächsten Woche; das Inventar sowohl von Gebrauchtwarenhäusern als auch von ebay kommt am Montag und Dienstag, und ich bin gespannt, ob ich neugierig bin.

War eigentlich cool – Stadtrundfahrt mit Taxi, und da der Mann 72 war und demnach ’ne Generation vorher, hat sich das ewige Söhnchen Ron wieder wie in den guten Momenten gefühlt; damals, in einer anderen Welt und Zeit, ach…

(… das ist gerade ein Problem – dass die vorhergehende Generation verschwindet, so dass das Kind noch tragikomischer wirkt…)

***

Um die Ecke gibt es eine Postfiliale mit Postbank, die gestern bestreikt wurde. Ich wusste gar nicht, dass so was geht. Meine Integration in die Marktwirtschaft lässt nach wie vor zu wünschen übrig; bitte informieren Sie die zuständigen staatlichen Stellen. Quasi noch ’ne Ecke weiter ist ein großer Komplex mit Studenten-Apartments; ein wehes Gefühl will sich in mir ausbreiten, um das wieder einmal courths zu mahlern. Habe ich das für immer vermasselt? – Mir ist mitnichten entgangen, dass am Mittwoch die Bewerbungsfrist für das Wintersemester an der Fern-Uni Hagen abgelaufen ist. Aaaber – die Kohle! Man kann sich wohl auch nachbewerben, aaaber – noch mehr Kohle! Ich will nicht als Hilfsarbeiter in die Grube fahren! Warum rettet mich goldlockigen Jüngling denn keiner? Okay, okay – schon gut…

***

In der Straße um die andere Ecke herum habe ich eine Restauration gefunden, die seit Jahrzehnten für Vegetarier und Veganer kocht und brät und bäckt, ha! Ich war derart verdattert, dass ich mich nicht rein getraut habe. – Alles Lüge; es waren mir zu viele Menschen. Diese Wahrnehmung habe ich übrigens nachher bestätigt gefunden auf der Website der Gaststätte, in der darauf verwiesen wird, dass man gerade am Wochenende vorbestellen sollte und dass der Kellner kurz vor 14.00 Uhr ausruft, dass gleich Brunch-Schluss wäre. – Genau, ich muss an Herrn Lehmann denken; das erste Gespräch mit der schönen Köchin Katrin. Chch. – Sorry!

Wo ich auf jeden Fall hingehen werde, wenn ich mal ein bisschen Zivilcourage übrig habe, *hüstel*, ist diese schnurrige location. Äh… – und wenn ich Geld übrig habe. Nochmal *hüstel*. Ganz in der Nähe gibt es auch veganes Eis. Herr Koske arbeitet sich verstohlen an die Uni heran, korrekt! Der Typ wird nicht mehr erwachsen, aber das hatten wir letztens schon.

***

Dann natürlich wieder etwas Budenzauber… Ich laufe an einem Café vorbei, das Tische draußen hat, und höre, wie Leutinnen und Leute über mich herziehen und sich scheckig lachen. Rational weiß ich, dass das Quatsch ist, aber…

Anderererseits – sterbe ich davon? Na also! Helga Königsdorf hat fast wörtlich gesagt, dass sie lange gebraucht hätte, um festzustellen, dass es eine große Kunst wäre, Leute zum Lachen zu bringen, und das war eine gestandene Frau, was ich nie werde.

Es ist mir unheimlich, aber seit heute morgen gegen acht Uhr habe ich die Ohren weder mit Ohropax verstopft noch mit Kopfhörern verstopft oder bedeckt – es geht… Nur noch ganz, ganz schwach, ganz weit im Hintergrund „höre“ ich so Wortfetzen. Ich glaube, das hat etwas mit der körperlichen Abreaktion zu tun, die ich in den letzten Tagen zwangsläufig praktiziert habe. Es scheint jetzt Uterus, dass ich von einem Exkrement ins andere falle; der Joke is‘ nich‘ von mir, aber ich wollte wieder einmal volkstümlich sein. Etliche Monde lang habe ich mich kaum gerührt und jetzt paar Tage geackert wie ’n Azubi der Bodybuilding-Branche.

Das wird meine Aufgabe in diesem Hause – ich trainiere das Gefühl, anwesend sein zu dürfen. Aharhar – lustich!

***

In der U-Bahn, die ich in den letzten Tagen heftiger frequentiert habe als in ca. 10 Wochen davor, hatte ich gestern ein Erlebnis der siebzehnten Art, an der Grenze von Dichtung und Wahrheit.

Eine, jetzt nur nichts politisch Unkorrektes sagen, in Körperumfang und Gewicht sehr gut ausgestattete Menschin schnauzte in der rappelvollen Bahn ihr vielleicht fünfjähriges Töchterchen an, weil die nach Getränken quengelte und die Mama schon mehrfach angemerkt hatte, dass alles alle wäre. Aber so richtig kraftvoll und dynamisch, wie auf dem Fußballplatz, die Ansage; zu meiner Überraschung war ich nicht der einzige Fahrgast, der sich befremdet bis unwirsch umwandte. Auch wieder typisch, dass ich in solchen Situationen meine Mitmenschen unterschätze. Oder vielmehr glaube ich, dass ich der Einzige bin, der dergleichen wahrnimmt, was auch wieder aus meiner frühen Konditionierung resultieren dürfte.

Eine „Theaterfamilie“ – alles ist gewissermaßen Inszenierung vor Publikum und zudem auch immer ein bisschen Hilferuf. Sehr zeitgemäß, sehr fernsehfähig; sich zeigen und gesehen werden, und das habe ich nicht ironisch oder gar zynisch gemeint.

Beim Aussteigen, fast in der Situation, nicht als Treppwörter-Geschichte, fällt mir eine sozusagen konstruktive Abrundung der Episode ein. Ich stoße das Mädchen verstohlen an, damit die Mama nichts merkt, und reiche ihr eine Plastik-Flasche mit Wasser. – Ich schreibe „Plastik“, weil ich mich bei den Wessis einschleimen will, genau.

Allgemeines Grinsen, leichtes Anschwellen der Brust des Koske, welcher beschwingt enteilt und sich darauf freut, dass er im nächstem Leben auch ein solches Töchterchen hat; Mann und Frau ziehen sich aus usw., steht alles im Internet.

Das ist Literatur, Dichtung als Ergänzung und Vollendung der sogenannten Realität, die nie genügen kann; unter anderem deswegen schreibt man…

(… ich hatte keine Wasserflasche… aharhar… aber darum geht es nicht…)

***

Passend zu der unter- sowohl als auch hintergründigen Geschichte habe ich gestern Abend nicht nur festgestellt, dass Meister Gilliam nun doch noch sein Quixote-Projekt fertig gestellt hat, sondern ich habe den Streifen auch auf meinem Tablet rezipiert. – Man sagt „Streifen“ und „rezipiert“, weil das so was männlich Globales hat, oder so ähnlich. Die Phantasie – ohne sie ist es kein Leben. Dies meine Kürzest-Rezension; das Erlebnis ist noch zu dicht dran, als dass ich mehr darüber schriftlich schnattern könnte.

Vor vielen Monden hatte ich mich ja schon einmal darüber ausgelassen, dass es eine der größten Sauereien der Kunstgeschichte ist, was man mit Gilliam zelebriert hat, und dass die sogenannten Wessis lieber vor der eigenen Studiotür bohnern sollten als sich über die durchaus praktizierte Unterdrückung von Künstlern und Kunstwerken im Osten kunstvoll zu erregen. – So, denen habe ich es gegeben, ha!

(… einer der Produzenten dürfte wohl Weinstein gewesen sein, und es könnte nach den Skandalmeldungen um diesen Mann auch deutlicher werden, warum er Gilliam nicht produzieren wollte, auf einer tieferen Ebene als der Zeitungsoberfläche…)

Dieser Beitrag wurde unter Bloghauspost, Film, Nabelbohrungen veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.