Was ist das denn – heftig und völlig unerwartet? Heimweh, Dinostalgie, Eskapismus? „Ich weiß nicht, was es ist…“, heißt es in diesem Song, von Purple Schulz, wenn ich mich recht entsinne, was ich hin und wieder zu tun pflege, wie ich schon des Öfteren bemerkte, weil es halt zutreffend ist…
Ich hatte keinen richtigen Anlass dazu, aber so aus Jux und Geikelei habe ich wieder einmal nach Wohnungsangeboten in Iron Hut City gesehen; ich meinte es nicht ernst, vielmehr zelebriere ich dergleichen immer einmal wieder nach dem Motto „Nachher ärgerste Dich, weilde nich‘ jekiekt hast mitte Oogen im Kopp, als voll krasse Angebote drin standen!“ usw. – Wie eine Welle, die im Bauchraum hoch steigt; offensichtlich bin ich doch noch nicht völlig tot, Alter. Was aber ist das?
Das mindestens Interessante ist, weil es gegen Eskapismus und Heimweh spricht, dass ich das auch hatte, als ich 2008 und 2014 in IHC als Hospitant- bzw. Onkel leibhaftig erschienen bin. Natürlich hat John Wolf Goethe recht mit dem Bonmot, sinngemäß zitiert, nur fast wörtlich, die Romantik einer Landschaft resultiere aus der Einsamkeit des Betrachters, und ich war ja dort bewusst und absichts- und genussvoll allein, aber das ist es nicht nur, denn mit „Romantik“ ist diese seelische (Schief-)(?)-Lage sehr ungenau beschrieben. Es ist etwas wie „Alles ist noch oder wieder offen, alles wird sichtbar, was sich über Jahrzehnte gewissermaßen im Seelenkeller angesammelt hat, alles ist noch oder wieder möglich, ich kehre an den Ursprung zurück und ‚Alles ist wieder da!‘ usw.“
Hier werden wieder die Grenzen von Sprache deutlich, indem ich das Empfinden habe, mit Worten um den Sachverhalt zu kreisen, den ich möglichst nachvollziehbar beschreiben möchte, ohne ihn dergestalt ausdrücken zu können, dass ich mir halbwegs sicher sein könnte, meinen Beschreibungsversuch tatsächlich nachvollziehbar unternommen zu haben.
(… ‚Jetzt willa doch wieda zurück nach Hütte!‘ – thx für die Rückmeldung, liebe Budenzauberer, ich hätte den Sachverhalt ohne Euch gar nicht realisiert, Mann… ‚Was willa denn da noch?‘… gute Frage… endlich zur Ruhe kommen, vielleicht… bla…)
Es hat sozusagen etwas Körperliches, denn am liebsten möchte ich jetzt vor die Tür und die Wege meiner Jugend gehen; meine Güte, wie poetisch; ja, dieser Schlenker des Zynisten musste jetzt sein, andernfalls ich das alles nicht aushalten würde, hihi, scheiß Pubertät.
Dieses Empfinden des plötzlichen Hochsteigens derart komplexer Empfindungen scheinbar ohne Anlass hatte ich in den letzten 20 Jahren des Öfteren, und es war immer mit dem befriedigendem Gefühl verbunden, dass immer alles da ist in der Seele, auch oder gerade, wenn es lange derart selbstverständlich den Anschein hatte, dass es weg wäre, dass mir gar nichts zu fehlen schien.
Malen könnte man das wahrscheinlich, und „könnte“ eben in dem Sinne, dass in Zusammenhänge und Hintergründe nicht eingeweihte Betrachter beim Blick auf das Bild augenblicklich buchstäblich im Bilde wären in der Weise, dass sie mitschwingen könnten und würden und diesen Aha-Effekt erleben, der womöglich einen großen Teil der Wirkung künstlerischer Mitteilungsversuche ausmachen dürfte.
Trallala. – Stattdessen hier nun ein paar seltsame Fotos koskatörichten Ursprungs, die ich am erstem Sonntag 2015 vor meiner vorletzten Flucht gemacht habe, und bei deren erster Betrachtung am PC ich verblüfft war, wie gut dieses gleichfalls nicht ganz einfach in Worte zu fassende Atmosphärische zu meiner Grundstimmung passte.
Die Bilder zeigen in Reihenfolge die Hauptstraße der Stadt, gewissermaßen ein nördliches und ein mittleres Teilstück und das südliche Ende, sowie schließlich den sehr großen Hof der Schule, an der ich im Sommer 1971 die Hoch-Zeit meines Lebens erlebt habe, ohne Angst- und Druck- und Schuldgefühle und, igitt, ganz da im Hier und Jetzt, boah, Psycho-Club, weg damit…
Na ja… Häff fann, oder wie die Großbritannier sagen – oder so ähnlich.
Der Wohnblock hinter der Apotheke, dem gelblichem Gebäude in der Bildmitte, ist möglicherweise inzwischen bereits rückgebaut…
Dort sieht es aber ein wenig trostlos aus, will ich mal sagen, eben etwas leer in der Hütte.
Macht ja nichts, man muss ja nicht immer überquellen vor Empfindungen.
Gutes Gelingen wünsch ich dir nicht nur zum zum Wochenanfang, sondern auch jetzt und immerdar.
Na denn.
Öhm… – Ja… „Trostlos“? Das ist doch gerade das, was ich meine mit dem „Atmosphärischem“; ich kann mich nicht so ausdrücken. Nee, is‘ keine Dinostalgie – in Grünwald sah es sonntagnachmittags oft auch nicht anders aus; man muss das doch mal aussprechen dürfen; böse Hobbitse, böse Hobbitse…
Aber danke für die Wünsche – kann ich gebrauchen! Ebenfalls und so! Häff fann!… *hüstel*…
PS: Um halb sechs Uhr morgens – hallelujah!