… (mit dem) Rad ab… gnihi…

„Faszinierend!“ (Zitat Spock, derzeitiges Universum seines Aufenthaltes unbekannt). Zunächst wieder etliche verwohnte und verwitterte Prenzlauerberghütten, 3. und 4. Hinterhöfe, Alter; der morbide Ost-Koske ist entzückt. Wahrscheinlich gibt es so was gar nicht mehr in dem Bereich, über den man sich geeinigt hat, dass er die Realität wäre, da sind diese Häuser alle nobelsaniert, und ich bin mit Sicherheit nicht der Einzige, der das nicht nur gut findet.

Dann etwas mit einer Bürgerin mit silbrig-zuckrig gefärbtem Haupthaar und darin zarten grünen und lila Strähnchen, die mir irgendwie bekannt vorkommt, die ich aber weder im Traum noch auch in der sogenannten Realität identifizieren kann. – Eben kam wieder ‚Kuckuck!‘, könnt Ihr bitte mal ’ne neue Platte auflegen, liebste Budenzauberer, es ist langweilig! – Sie fragt mich, ob ich noch ihre Kaffeemaschine anschalten könnte, bevor ich gehe (?), muaha, worauf ich sie anfange zu knutschen; selbst im Stadium der Drüsenrückbildung ist das Männchen noch drüsendruckgesteuert.

Dann aber kommt etwas ganz Neues… Ich bin mit dem Fahrrad unterwegs, und ich habe es eilig, und ich merke schon im Traum, dass ich wahrscheinlich zu spät komme und dementsprechend die Prüfung nicht bestanden habe. Ich schlittere mehr als ich fahre einen Sandberg hinunter, und diese Szenen könnten auf einer Großbaustelle spielen, und ich fahre stinkwütend den Berg wieder hinauf, als ich feststelle, dass ich, ha, in die falsche Richtung fahre.

Jetzt geschieht das ohne Ironie usw. gesagt Verblüffende, indem ich nicht nur tatsächlich mit gewaltiger Kraftanstrengung den Sandberg wieder hinauf gelange, was auch in der sogenannten Realität selbst für trainierte Sportler schwer sein dürfte, sondern – abhebe… Ich radele mit dem Rad immer höher, bis ich Dutzende Meter über dem Berg in der Luft die Pedalen trete.

Was war das? Der, igitt, Durchbruch? – Dagegen spricht, dass ich erstens eher Angst spüre als in jauchzendes Frohlocken über meinen Überflug im doppelten Sinne verfalle, und dass ich auch weder im wörtlichen noch im übertragenen Sinne, igitt, lande, sondern aufwache.

E. T.??? – Ich habe den Film nicht gesehen, oder nur ausschnittsweise, aber natürlich kenne ich das berühmte Szenenbild des durch die Luft radelnden Jungen mit dem galaktischen Gnubbel-Gnom vorn im Korb.

Dies nur für den Fall, dass wieder einmal wer glaubt, tiefschürfend mein Unbewusstes auszuloten mit der „Interpretation“, der Hysterische, bzw. neuerdings Histrionische, würde Rollen spielen usw. „Rambo“ habe ich wohl auch schon nachgemacht, was insofern erstaunlich erscheinen muss, als ich mir bei diesem Streifen sicher bin, nicht eine Einstellung gesehen zu haben. Man sagt „Streifen“, das hat so was Weltläufig-Literarisches, *hüstel*. Ich weiß nur, dass es um einen Vietnam-Veteranen geht, der, Überraschung, nach seiner Heimkehr im sogenannten normalen Leben nicht klarkommt und voll am Rad dreht. Das verstehe ich sehr gut, und das habe ich jetzt ausdrücklich nicht witzig gemeint.

Aber ich hatte letztens eine Wachphantasie, die, wie üblich, über mich gekommen ist, denn ich mache ja nichts, mir geschieht alles, wieder mal *hüstel*. – Dies feingeistige Hüsteln ist wohl ein Überbleibsel aus meinen ersten sieben Lebensjahren als Vierkäsebreit, in denen meine häufigste Lautäußerung Husten war. Ich entsinne mich, insbesondere nachts vor Wut geheult zu haben, weil ich nicht mehr husten wollte, aber musste, was auf zumindest rudimentäres Vorkommen seelischer Widerstandskraft verweisen könnte. „Der Junge hat gar keinen Stolz!“, hätte Tante Paula gesagt, wenn es sie gegeben hätte.*

Ich schweife neuerlich ab, aber noch bemerke ich es, wie ich mir neuerlich anzumerken erlaube – freie Assoziation oder Gedankenflucht? Die Frage steht im Raum, liebe völlig zu Recht zahlreiche Nichtleser dieser meiner sinisteren Notizen!

Oscar Wilde, ha, hat das Motiv, womöglich auch wieder ein archetypisches, in seinem „Gespenst von Canterville“ verwendet; die Story habe ich an Weihnachten gelesen, ich glaube, 1979, und ich weiß noch genau, dass es mich beim Lesen vor Lachen tatsächlich vom Hocker gerissen hat. Es war nicht einfach mit einem Schizo in der Familie, heute verstehe ich das! Allerdings ist das auf den Schizo Eindreschen keineswegs adäquate Intervention und zudem nicht typisch für unsere sozialistischen Menschen.

Ein, igitt, unschuldiges Mädchen erlöst den von einem Fluch belegten Komposti; nein, ich bin nicht pädophil, und es geht auch gar nicht ums Ficken, liebe Mitschwanzlurche, es geht um, Überraschung, Psycho-Club.

Dies milde Mägdelein aber streckt mir unvermittelt, in meiner Ach-und-Krach-Wachphantasie, an einer Haltestelle oder einem anderem markanten städtischem Verweilort von Arbeitnehmern, einen Zeigefinger entgegen, den ich mit einem meiner Zeigefinger berühre; nach Hause telefonieren usw., erlöst werden durch offizielles Erteilen einer Anwesenheitserlaubnis per Berührung durch die Schamanen-Azubine usf.

Hach – wunderschön courths gemahlert, das! Ich habe doch Phantasie, wieder selbst reingelegt, nur – ich kann damit nichts anfangen, der ist doch albern, der Scheiß, oder nicht? Mit der etwas subtileren Äußerung dieser Einstellung habe ich den weisen Alten nach C. G. Jung, den Kunsttherapeuten im Malbunker des Hauses der ewigen Kindheit, ein wenig unwirsch gemacht; was soll denn dieses Gepinsel usw. „Herr Koske, Sie konnten oder durften als Kind nicht richtig spielen!“ Tja, und nun bin ich 57 und versuche immer noch verbissen, spielerisch zu sein und, chch, Phantasie zu lernen. Das ist das Entscheidende, nicht die vierfache Verhartzung usw. Aber das scheint schwer zu vermitteln.

Dann ist mir natürlich eingefallen, dass Frau Palmen mit Herrn Meijer dergleichen Fingertipping** praktiziert hat, und da ist er wieder, der oft unbewusste Neid des Spießers; ich hätte auch gern eine solche Symbiose bis ins Frühkindliche hinein. „Ja, ich kann ohne Symbiose nicht leben/ja, ich kann ohne Symbiose nicht sein!“, sehr frei nach Wencke Myhre, und keiner schunkelt mit…

Auch hätte ich gern den Psychoanalytiker des Herrn Meijer kennengelernt, einen Herrn Tas, denn der scheint ein, ohne Ironie usw. gesagt, weiser Mann gewesen zu sein; natürlich ist auch der bereits in der ewigen Großgruppe, wenn ich richtig belichtet bin, was zumindest hin und wieder der Fall zu sein scheint.

Warum schreibe ich das nun alles auf? – Um überhaupt zu schreiben, denn ohne Schreiben geht es nicht, ich habe es -zig Mal ausprobiert, wie ich -zig Mal erwähnte. Ich komme nicht raus aus der Spur; wieder nur berichtet und nicht gedichtet, aber besser als nichts; das ist alles Übung und der Mensch ist als das übende Wesen zu sehen, vergleiche Sloterdijk, hurra!

Dementsprechend kamen während dieser meiner Niederschrift bzw. Niedertippe, und ich möchte echt nicht meine Tastatur sein, die üblichen Rückmeldungen per Mental-Funk, z. B. ‚Schreibt wieder Tagebuch!‘, was übrigens nicht ganz zutreffend ist, aber egal. Auch wurde getönt, dass ich Stimmen hören würde und in die Geschlossene müsse; auch hier die alte Leier, wenn es um Psycho-Club geht, herrscht Mittelalter, aber mit der Technik auf den Mars wollen. Es spielt keine Rolle, ob ich das „halluziniere“ oder ob das real ist – das ist alles Kommunikation.

Hier fällt mir wieder Dr. Casriel ein, der gesagt hat, sinngemäß, dass viele seiner Klienten gewissermaßen emotionale Kinder in Erwachsenenkörpern wären, und das hat was. Dies eben oben angedeutete Gebaren aufgeschlossener Mitbürger, ob real oder gebudenzaubert, hat etwas von typischen Abläufen etwa in der fünften Schulklasse. „Hihi – der schreibt Gedichte!“, und dann rennt der dies Brüllende mit dem geklauten Schreibheft des dichterisch tätig gewesenen Täters johlend und unter dem Beifall der Altersgenossen durch den Klassenraum. Das kennt man, oder? In „Ich bin Nr. 4“ heißt es, sinngemäß, das wäre ein altes Ding, Baseballmannschaft gegen „Jugend forscht“ – hab ich gelacht! Mindestens interessant erscheint mir jedoch, dass auch dieses Phänomen unabhängig von den ökonomischen, politischen usw. Rahmenbedingungen zu sein scheint.

Seltsamerweise habe ich dergleichen nie erlebt, und bekloppter Weise habe ich das ganz tief drin ganz schwach bedauert. Mich hat nur einmal der Klassenleiter erwischt, als ich in Mathe unter der Bank gedichtet habe; „Was ist uns nicht alles bekannt/über das böse Westdeutschland/da gibt es viele Arbeitslose/ohne Hemd und ohne Hose!“

Den Scheiß habe ich mir gemerkt, logisch! Da hatte ich allerdings die Meute Lacher voll auf meiner Seite. Zudem war dies lyrische Vorkommnis eindeutig ein Fortschritt, denn der vorhergehende Klassenleiter hat sich gezwungen gesehen, meine Eltern durch Eintrag ins Hausaufgabenheft darüber in Kenntnis zu setzen, dass Ronald im Unterricht Makkaroni essen würde. – War nicht alles schlecht!

Na ja – und dann der übliche Quatsch; ich wäre zu blöd, ’ne Bewerbung zu schreiben, ‚Einfacher Arbeiter!‘ Da ich wieder nicht gesprungen bin, weil nicht dichte, sondern wieder nur, ha, Berichte schreibe, das Stasi-Schwein, soll ich immer einmal wieder als Arbeiter integriert werden in die dynamisch pulsende Postmoderne. Und so weiter und so fort. Wenn ich nicht aus der Spur komme, kommt auch von denen, wer immer die sein mögen, heule heule heule, immer dieselbe Leier, das leuchtet ein.

Ich bin ja nun bereits seit fünf Tagen sozusagen in der Probezeit und warum man meine diesbezüglichen Mitteilungen für Lügen halten könnte, hatte ich letztens auch erörtert; ich habe keine wirkliche Beziehung zu dem wahrheitsgemäß Gesagtem, ich schrubbe mein Pensum runter, erfülle meine Pflicht usw., und wirke daher, milde formuliert, unglaubwürdig. Es ist aber sinnlos, das erörtern zu wollen – is‘ Psycho-Club, kann weg…

Kurz gesagt – bla.

PS: Ich habe in den letzten Monden den tiefen Sinn dieses Volksliedes begriffen; „Drum lad ich all‘ mein Lebetage…“ usw. Hähä. Böse Hobbitse, böse Hobbitse! Die nerven, diese… äh, herzliebsten Zeitgenossinnen; sachlich bleiben, Ost-Koske, sachlich bleiben!

** Auch hier wieder der typische Neid des Kleinbürgers – John Lennon hatte eine Tante Mimi, hihi.
** Dieses Fach-, Sach- und Lachwort habe ich hiermit erfunden, und plane ich denn durchaus, es rechtlich schützen zu lassen fürwahr!

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